Ukraine und die Welt gedenken der Holodomor-Opfer

Am vierten Samstag im November wird in der Ukraine der Gedenktag der Opfer der Hungersnöte (Holodomor – Red.) begangen, meldet Ukrinform.

Im 20. Jahrhundert erlebten die Ukrainer drei Hungersnöte, 1921-1923, 1932-1933 und Hunger in den 1946-1947 Jahren. Der größte war jedoch der Hunger von 1932-1933 - heute wird er als Völkermord am ukrainischen Volk bezeichnet, begangen vom stalinistischen Regime. Die ukrainischen Dorfbewohner sind nach totalen Repressionen gegen ukrainische Intellektuelle und Geistliche der damaligen Macht zu weiteren Opfern gefallen.

Der massiven Hungersnot in der Ukraine ging eine Reihe von Ereignissen voraus. Am 18. November 1932 wurde  die Verordnung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Ukraine „Über Maßnahmen zur Stärkung der Getreidebeschaffung“. Dadurch wurden Sanktionen wegen Nichteinhaltung der Getreideerntepläne verhängt - Hauswirtschaften wurden mit Subsistenzstrafen belegt, d. h. mit  Einziehung der 15-monatigen Fleischquote. Anschließend wurde die Liste der zu beschlagnehmenden Lebensmittel durch Kartoffeln und Speck, Ende des Jahres um Dauerwaren erweitert.

So wurde der künstlich geschaffene Hunger zu einer durchdachten und sorgfältig verschleierten Strafoperation.

Zunächst wurden den ukrainischen Bauern das von ihnen angebaute Getreide entnommen und dann durch zahlreiche Naturstrafen und Durchsuchungen die letzten Lebensmittelvorräte beschlagnahmt.

Im Dezember 1932 wurde in 82 Rayons der Ukraine der Lebensmittelhandel verboten, auch die Lieferung von Industriegütern wurde eingestellt. Anfang 1933 entzog das Ausreiseverbot aus der hungrigen Ukraine den Bauern die letzten Hoffnung auf Rettung.

Dem Terror durch Hunger, der in der Ukraine 22 Monate lang dauerte, fielen beinahe vier Millionen Menschen zum Opfer.

Jahrzehntelang war das Thema Holodomor tabuisiert. Solange es das kommunistische Regime gab, war es streng verboten, über die Hungersnot dieser Jahre zu sprechen.

Am 28. November 2006 hat das ukrainische Parlament den Holodomor von 1932-1933 als Genozid am ukrainischen Volk anerkannt. Die „öffentliche Leugnung des Holodomor 1932-33 in der Ukraine gilt als Verunglimpfung des Andenkens von Millionen seiner Opfer, Erniedrigung der Würde des ukrainischen Volkes und Rechtswidrigkeit“.

17 Mitgliedschaften der UNO erkennen den Holodomor als Genozid am ukrainischen Volk an.

Die landesweiten Veranstaltungen zum Gedenktag der Opfer des Holodomors finden in der Ukraine statt. Am Gedenktag der Opfer der Hungersnöte werden Staatsflaggen halbmast gesetzt. Die Ukrainer zünden eine Kerze an, stellen sie auf das Fensterbrett  und schließen sich an Schweigeminute an.

nj