Ukraine gedenkt Holodomor-Opfer

Am Samstag, dem 23. November wird in der Ukraine der Gedenktag der Opfer der Hungersnöte begangen.

Am vierten Novembersamstag gedenkt die Ukraine auf der Grundlage der Verfügung des Präsidenten 1998 und 2007 der Opfer des Holodomor – der Hungersnot in den Jahren 1932-1933, meldet Ukrinform.

Im 20. Jahrhundert erlebten die Ukrainer drei Hungersnöte, 1921-1923, 1932-1933 und Hunger in den 1946-1947 Jahren. Der größte war jedoch der Hunger von 1932-1933 – er wird als Völkermord am ukrainischen Volk bezeichnet, begangen vom stalinistischen Regime.

Dem Holodomor gingen die gewaltsame Kollektivierung der Landwirtschaft, Enteignung von Bauern, der Beschluss zur Getreidebeschaffung in der Ukraine der Getreideerntefeldzug, Massenterror im Dorf voraus. Der 22 Monate andauernde Hungerterror in der Ukraine ist eine bewusste und zielgerichtete Politik der stalinistischen Regierung, deren Strategie und Taktik seit 1928 umgesetzt wurde. Diese repressive Aktion zielte darauf ab, die ukrainische Bauernschaft zu unterdrücken, unabhängige Bauernhöfe - die sozioökonomischen Grundlagen der ukrainischen Nation - zu zerstören.

Die ukrainischen Dorfbewohner sind nach totalen Repressionen der damaligen Macht gegen ukrainische Intellektuelle und Geistliche zu weiteren Opfern gefallen.

Der Hungersnot in der Ukraine ging eine Reihe von Ereignissen voraus. Insbesondere wurde am 18. November 1932 der Beschluss des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei (Bolschewiki) „Über Maßnahmen zur Verstärkung der Getreidebeschaffung“ erlassen, der die Bestrafung für die Nichterfüllung der Getreideerntepläne vorsah – die ländlichen Wirtschaften wurden mit Geldstrafen bestraft, das heißt Beschlagnahme der 15-monatigen Norm für Fleisch. Anschließend wurden Kartoffeln und Schmalz in die Liste der Kompensationsprodukte aufgenommen, am Ende des Jahres - Dauerwaren. Darüber hinaus erlaubte der am selben Tag erlassene Beschluss „Über die Liquidierung konterrevolutionärer Nester und die Zerschlagung der Kulakengruppen“, den Bauern Brot gemäß dem Artikel „konterrevolutionäre Verbrechen“ wegzunehmen.

Zunächst wurde den ukrainischen Bauern das von ihnen angebaute Getreide entnommen und dann durch zahlreiche Naturstrafen und Durchsuchungen die letzten Lebensmittelvorräte beschlagnahmt.

Im Dezember 1932 wurde in 82 Rayons der Ukraine der Lebensmittelhandel verboten, auch die Lieferung von Industriegütern wurde eingestellt. Anfang 1933 entzog das Ausreiseverbot aus der hungrigen Ukraine den Bauern die letzte Hoffnung auf Rettung. Ohne Brot wurden in Bauernfamilien verschiedene Ersatzteile gegessen: Maisstiele, Schalen, getrocknetes Stroh, verrottete Wassermelonen und Rüben, Kartoffelschalen, Akazienschoten, Baumblätter.

Dem Terror durch Hunger, der in der Ukraine 22 Monate lang dauerte, fielen beinahe vier Millionen Menschen zum Opfer.

Jahrzehntelang war das Thema Holodomor ein Tabu. Solange es das kommunistische Regime gab, war es streng verboten, über die Hungersnot dieser Jahre zu sprechen.

Am 28. November 2006 hat das ukrainische Parlament den Holodomor von 1932-1933 als Genozid am ukrainischen Volk anerkannt. Die „öffentliche Leugnung des Holodomor 1932-33 in der Ukraine gilt als Verunglimpfung des Andenkens von Millionen seiner Opfer, Erniedrigung der Würde des ukrainischen Volkes und Rechtswidrigkeit“.

Durch Beschluss des Berufungsgerichts von Kyjiw vom 13. Januar 2010 wurden die sowjetischen Anführer - Josef Stalin, Wjatscheslaw Molotow, Lasar Kaganowitsch, Pawel Postyschew, Stanislaw Kossior, Wlass Tschubar, Mendel Chatajewitsch - für schuldig befunden, den Holodomor in der Ukraine organisiert zu haben.

33 Mitgliedschaften der UNO erkennen den Holodomor als Genozid am ukrainischen Volk an.

Jetzt, mehr als 90 Jahre nach der Tragödie, versucht Russland weiterhin, die Ukraine von der Weltkarte zu tilgen, das ukrainische Volk, die ukrainische Kultur, Sprache und Geschichte zu zerstören. Insbesondere, wie in der PACE-Resolution zum Jahrestag des Holodomor betont wird, ist der jetzige Krieg eine neue Etappe der Genozid-Politik der Russischen Föderation gegenüber der Ukraine.

Am Gedenktag der Opfer der Hungersnöte zünden die Ukrainer traditionell eine Kerze an. So wird an die Millionen Opfer der gezielt herbeigeführten Hungersnot erinnert.

Die landesweiten Veranstaltungen zum Gedenktag der Opfer des Holodomors finden ukraineweit statt. Insbesondere wird in der Hauptstadt in der Nationalen Philharmonie der Ukraine ein Konzert zum Gedenken an die Opfer der Hungersnot stattfinden. Auch ukrainische Gemeinden auf der ganzen Welt haben Aktionen, Gedenktage, Ausstellungen, Gedenkfeiern, Filmvorführungen und Vorträge geplant. So werden in den Städten Italiens Dutzende Veranstaltungen zum Gedenken an die Opfer des Holodomor in der Ukraine durchgeführt.

Wie Ukrinform berichtete, demontierten die russischen Invasoren in den vorübergehend besetzten Gebieten der Ukraine alle Denkmäler für die Opfer des Holodomor.