Oberst Pawlo Palisa, Kommandeur der 93. Brigade
Ein Offizier muss über eine angemessene Aggressivität und die Bereitschaft, berechenbare Risiken einzugehen, verfügen
Kommandeure des Sieges 19.07.2024 21:44

In den sozialen Netzwerken gibt es heute viel Kritik an Militärangehörigen. Gewiss, manchmal ist sie berechtigt, viel häufiger handelt es sich um die ungerechtfertigt scharfe und, gelinde gesagt, voreingenommene Kritik. Unterdessen hört man ihr auch ihr zu. In der Armee witzelt man schon bitter, dass einige Kommandeure nach Posts auf Facebook abgesetzt werden… Wir sind überzeugt, dass so etwas falsch und in einem solchen Krieg gefährlich ist. Außerdem ist seit mehr als 10 Jahren Krieg eine neue Generation der kampferprobten Offiziere herangewachsen, die in der Lage sind, uns zum Sieg über den Todfeind zu führen.

Heute starten wir eine neue Rubrik – „Kommandeure des Sieges“.

Oberst Pawlo Palisa, der Kommandeur der 93. mechanisierten Brigade „Cholodnyj Jar“ befindet sich dort, wo es sehr heiß ist (damit ist nicht nur die Hitze gemeint). Die Lage in der östlichen Region Donezk ist so, dass man mehrere Tage auf der Jagd nach dem Brigadekommandeur war, um ein kurzes Gespräch mit ihm zu führen. Doch das Warten hat sich gelohnt, auch wenn es ein Jahr lang gedauert hätte. Dieser 39-jährige Kommandeur mit dem Rufnamen „Hunter“, den er von einem anderen Kommandeur geerbt hatte, ist schon der Ritter des Bohdan-Chmelnyzkyj-Orden, wurde mit dem Kreuz für Kampfverdienst ausgezeichnet und hat zehn Jahre Kriegserfahrung auf dem Buckel. Über die Verteidigung von Bachmut will er irgendwann ein ganzes Buch schreiben… Er ist immer offen zu Soldaten, spricht seine Offiziere mit „Sie“ an und ist immer auf seine Brigade stolz.

„Der Armeedienst ist keine Pflicht, sondern der Kampf für eine eigene Zukunft“, betont Palisa. Einmal träumte er davon, Soldat zu werden und lernte dafür hart. Jetzt gibt er alles und weiß genau, wie die Zukunft der Ukraine, für die so viele Kameraden gefallen sind, aussehen muss.

Herr Oberst, was motivierte Sie zum Studium an der Petro-Sahaidatschnyj-Hochschule der Landstreitkräfte in Lwiw? Was dachten Sie damals, was wollten Sie? Warum dieser Beruf?

Ich hatte in dieser Hinsicht großes Glück, denn mein ganzes Leben lang habe ich davon geträumt, Soldat zu werden. Meine Klassenkameraden machten sich seit der Schule über mich lustig, dass ich in einer „Tarnwindel“ geboren war.

Also, Sie träumten von Heldentaten? Ich weiß es nicht, wie es bei Jungs sein könnte… Ein Krieg war damals nicht vorhersehbar?

Ich bin in einer Militärfamilie aufgewachsen. Mein Vater war beim Militär, er ist schon Rentner. Wir sind oft umgezogen, ich bin in Militärstandorten aufgewachsen, wo, wissen Sie, die Atmosphäre dort so ist, das Leben ist ein Teil der Militdienstes. Und so war es wahrscheinlich auch in meinem Kopf, dass anders nicht geht. Nicht, dass das überhaupt nicht geht – das gefiel mir. Und ich war auch der Meinung, dass das ein Männerberuf ist und ich für mein Land wahrscheinlich in diesem Bereich besonders nützlich sein werde. So ist es. Als alle meine Freunde viele Spielzeugautos hatten, hatte ich die Sammlungen von militärischen Spielzeugen wie Panzer, Schützenpanzer, Soldaten.

Es ist klar. Und als sie dann später zum Studium in die USA gingen (Palisa absolvierte das Command and General Staff College (CGSC) der US-Army in Fort Leavenworth, Bundestaat Kansas – Red), bemerkten Sie, ob es einen grundsätzlichen Unterschied zwischen unserer militärischen Ausbildung und der amerikanischen gibt? Ich weiß z.B, dass es für amerikanische Offiziere eine empfohlene Lektüreliste der historischen, patriotischen Literatur gibt, weil das für die Persönlichkeitsentwicklung eines Offiziers wichtig ist? 

Nach einem Jahr in den USA halte ich mich für nicht kompetent genug, um Bildungssysteme zu vergleichen. In der Ukraine schloss ich aber die Ausbildung auf dem operativ-taktischen Niveau am Command and Staff Institute der Nationalen Verteidigungsuniversität ab und das sind im Vergleich zum College völlig unterschiedliche Dinge, völlig unterschiedliche Akzente. Es ist wahrscheinlich nicht ganz korrekt, sie zu vergleichen, aber ich kann sagen, wovon ich in den USA beeindruckt war. Das erste ist ein sehr gut durchdachter Ansatz, der mit den kleinsten Details, mit dem Lernprogramm über die Auswahl der Kursteilnehmer bis zur Qualifikation der Lehrkräfte beginnt. Ich war sehr beindruckt. 

Das Format an sich war für mich ungewöhnlich – die Vorbereitung auf den Unterricht nahm viel Zeit in Anspruch. Ich bekomme zum Beispiel vor ein paar Tagen Hausaufgaben – was ich vor dem Unterricht lesen und was ich machen muss. Und im Hörsaal werden die Antworten auf die Fragen nicht verlesen, sondern werden diese Fragen diskutiert: eigene Meinungen, konkrete Beispiele. Es wird ein besonderes Augenmerk auf die Förderung des kritischen Denkens gelegt. Besonders gefiel mir, dass der Direktor in seiner Eröffnungsrede zu Beginn des Schuljahres die Schüler aufrief, stolz darauf zu sein, dass sie Studenten dieses Colleges geworden sind und sie zu brain rangers ausgebildet werden. Das bedeutet ständige Analyse, Risikoeinschätzung, Suche nach kreativen Ansätzen für alltägliche Probleme.

Die Ausbildung war vielseitig und beschränkte sich nicht nur auf rein militärische Fächer. Wir analysierten große Konzerne – über Führungseigenschaften in zivilen Organisationen, Anwendung von grundlegenden Psychologie-Kenntnissen. Viel Zeit und Aufmerksamkeit wurden Kommunikationsfähigkeiten gewidmet, um unterstelltem Personal klare Aufgaben zu geben und zu erklären sowie dem Vorgesetzten über die Lage zu berichten (ohne den Inhalt sozusagen zu verwässern). Wie man die notwendigen Informationen vermitteln muss, in kürzerer Zeit und mit mehr Effektivität. Das war cool.

Ich musste viel und sehr viel lesen. Tatsächlich war es schwierig, dort zu studieren, ich dachte mehrmals daran, das ist ein Alptraum, wozu brauche ich das? Es passierte mir öfter, dass ich, nachdem ich die ganze Nacht damit verbracht hatte, Bücher zu lesen und die Hausaufgaben zu machen, am Morgen den Laptop schloss, meinen Kaffee trank, Sachen in den Rucksack packte und zum Unterricht fuhr.

Sie bedauern diese Erfahrung aber nicht, so viel ich verstehe?

Nein, das war sehr nützlich. Sowohl im Militärbereich als auch für die Lebenserfahrung.

Es wird derzeit viel gesprochen, dass wir die Offiziere noch der sowjetischen Schule haben und dass es schon eine neue Generation gibt. Wie sollte Ihrer Meinung nach dieser neue Kommandeur, vielleicht, ich weiß es nicht, der „NATO-Schule“ und der den Bedürfnissen der Zeit entspricht, aussehen?

Ich denke, dass Bedürfnisse und Anforderungen an einen Kommandeur immer gleich sind, die Frage ist in der Methodik seiner Arbeit, in den Fähigkeiten, die er haben muss. Meiner Auffassung nach muss der Kommandeur vor allem ein kompetenter Anführer auf seinem Dienstposten sein. Ich kenne viele großartige, sagen wir so, Kompaniechefs, die Menschen einfach aus Stahl, die dann zu Bataillonskommandeuren ernannt wurden und Schluss… Wir haben keinen richtigen Bataillonskommandeur bekommen und den guten Kompaniechef verloren. Als Kompaniechef war er ein Anführer seines Teams, die Leute folgten ihm, er war umsichtig, klug, wusste alles über Kampffähigkeiten seiner Einheit, hatte einen persönlichen Zugang zu den Menschen. Aber als Bataillonskommandeur scheiterte er. In diesem Fall ist es besser, den guten Kompaniechef zu haben als so etwas wie – mach das, es ist die höchste Zeit zum Bataillonskommandeur, die Zeit drängt. Die Zeit kann hier keine entscheidende Rolle spielen.

Ein Offizier muss über eine angemessene Aggressivität und die Bereitschaft, berechenbare Risiken einzugehen, verfügen. Gerade diese angemessene Aggressivität muss im Ausbildungsprozess an militärischen Instituten und in Fortbildungskursen und in Zukunft erzogen werden. Und warum angemessene Aggressivität? Denn nur diese Eigentümlichkeit ermöglicht es dem Kommandeur, während des Gefechts die Initiative vom Feind zu ergreifen. Ich könnte mich irren, aber so sollte es sein. Und der Offizier muss entsprechend seiner Position über Intelligenz und Wissen verfügen. Denn egal, wie sehr sich jemand weiterentwickeln und sich hocharbeiten möchte, wie ich bereits sagte, es ist besser, ein eiserner Kompaniekommandeur zu sein als ein begriffsstutziger Bataillonskommandeur.

Was für ein Kommandant sind Sie? Anspruchsvoll, menschlich, streng, mäßig aggressiv?

Diese Frage ist nicht für mich. Darüber sollte man Untergebene fragen.

Haben Sie Fehler gemacht, über die Sie jetzt ruhig sprechen können, sagen wir mal so?

Ich werde keine Beispiele nennen. Natürlich, ja, ich habe Fehler, es gibt viele Dinge, die ich bereits analysiert habe, und ich denke, dass ich sie auch noch in Zukunft analysieren werde. Das Wichtigste ist, aus solchen Dingen die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen.

Lassen Sie uns über „Cholodnyj Jar“ reden. Sie betonen oft, dass diese Brigade Charakter hat. Woher kommt das? Was wissen Sie überhaupt über Ihre Kämpfer, wie stark sind sie privat involviert, vielleicht Umstände, Stimmung, Probleme, Grad der Versorgung?

Wo soll ich anfangen? Okay, lassen Sie uns über den Charakter reden. Der Charakter der Brigade ist wie der Charakter eines Menschen: eine Gesamtheit individueller Qualitäten. Was mir noch damals aufgefallen war, als ich nicht in der 93. Brigade gedient habe (ich denke, Leute, die mit der 93. Brigade zu tun hatten, werden mir auch zustimmen), dass die Brigade durch Stabilität, Ausdauer und Beharrlichkeit gekennzeichnet ist. Soldaten in der Armee sind ein Schnitt der Gesellschaft und wir haben Menschen aus allen Regionen der Ukraine und verschiedenen Altersgruppen. Über den Charakter der Einheit und ihre Kämpfer kann überzeugend die Geschichte der Brigade selbst erzählen. Seit 2014 war sie an den heißesten Stellen der Front: dem Flughafen Donezk, Awdijiwka, Pisky... Später, während der umfassenden Invasion - die Befreiung des Oblast Sumy, die Operation Isjum, die Kämpfe um Soledar, die Verteidigungsoperation Bachmut, wo die 93. Brigade der Headliner der Stadtverteidigung war. Und auch das aktuelle Einsatzgebiet der Brigade zeichnet sich durch hohe Intensität aus... Die Kämpfer halten durch. Das ist nicht mehr die Zusammensetzung wie zu Beginn der groß angelegten Invasion (hauptsächlich Vertragssoldaten) war. Aber die Standhaftigkeit ist geblieben, mobilisierte Kämpfer und diejenigen, die durch die Rekrutierung für einen Vertrag gekommen sind, leben sich in der Brigade ein. Die Grundfeste, die blieb, gibt seine Erfahrung, sein Wissen, sein Können und einen Teil dieses Geistes weiter … Ich verstehe, dass die Ressourcen nicht unbegrenzt sind und die Brigade Zeit, viel Zeit braucht, um sich vollständig zu erholen. Aber die Kämpfer klotzen einfach gigantisch, sowohl Kommandeure als auch Sergeants, das sind Menschen mit eisernem Willen. Jeden Tag müssen sie ein riesiges Spektrum von Aufgaben lösen: Wie soll man einen Austausch an den Positionen durchführen (das Hauptproblem besteht darin, unbemerkt dorthin zu gelangen), wo soll man Mavics (Drohen – Red.) für die Einheit finden, die Lieferung von Munition, Radiostationen, Wasser und Einpersonenpackungen zu Positionen organisieren. Jemand in der Kompanie oder im Zug braucht dringend etwas, Familienurlaub aus familiären Gründen, Autoreparatur, und überhaupt fünfhundert Millionen Probleme, die gelöst werden müssen. Und bei all dem muss man den Kampf leiten, Aufklärung innerhalb seiner Grenzen durchführen, sich irgendwie um das Training kümmern und Kampftraining sicherstellen. Das heißt, die Menschen haben eine enorme Belastung, aber gerade dadurch erlangt die Brigade Stabilität und Ausdauer. Obwohl ich gut verstehe, dass die Menschenressourcen, in erster Linie interne, ich spreche jetzt nicht von der Anzahl des Personals, sie sind nicht unbegrenzt. Ich würde es wirklich nicht wollen, wenn die Leute ausbrennen würden, wenn die Initiative verschwindet.

Haben Sie versucht zu verstehen, inwieweit der Brigadekommandeur über die Angelegenheiten bestimmter Soldaten informiert sein könnte. Kennt er relativ gesehen die Hälfte der Brigade namentlich?

Leider kann ich damit nicht prahlen, unter den gegenwärtigen Bedingungen scheint es mir fast unrealistisch zu sein.

Haben Sie irgendeine Orientierung im Kriegswesen? Wiktor Muschenko zitiert manchmal Sunzi, Saluschnyj wird wegen Baby Yoda mit Star Wars assoziiert ... Vielleicht orientieren Sie sich auf die Memoiren irgendeines Generals oder chinesische Kriegsstrategen?

Das ist alles interessant für mich, und bevor ich in die USA kam, dachte ich, mein Hobby sei das Lesen. Aber ich musste dort so viel lesen, dass ich dachte, ich würde nie wieder ein Buch in die Hand nehmen. Hoffentlich werde ich eines Tages Zeit für ein Hobby haben. Ich lese gerne historische Bücher, insbesondere über verschiedene herausragende Persönlichkeiten.

Vor 15 Jahren habe ich in einem Buch (es hatte absolut nichts mit dem Kriegswesen zu tun) einen interessanten Satz gefunden: Jeder Soldat sollte davon träumen, General zu werden, aber nicht wirklich einer zu werden, sondern ein guter Soldat zu sein. Und es hat mir während meines Studiums sehr geholfen und hilft mir sogar jetzt noch in schwierigen Minuten. Obwohl, um ehrlich zu sein, überhaupt kein Wunsch besteht, General zu werden. Wir sind alle Soldaten in der Armee und Dienstgrade zeichnen nur den Grad der Verantwortung.

Sie haben bereits so viel Erfahrung, dass Sie Ihre eigenen Memoiren schreiben könnten. Was ist Ihnen in all den Kriegsjahren besonders in Erinnerung geblieben? Worüber, über wen würden Sie Ihren Enkelkindern erzählen?

Du kannst dich nicht an alle auf einmal erinnern. Tatsächlich gibt es viele solcher Momente. Alles kann man nicht aufzählen... aber das Jahr 2014, der Anfang, wird bestimmt nicht aus der Erinnerung gelöscht. Sowie der Beginn der umfassenden Invasion, die ersten Kämpfe im Raum der Ölraffinerie Lyssytschansk, mit dem 5. separaten Angriffsregiment, bei dem ich die Ehre hatte, der Kommandeur zu sein. Und Bachmut auf jeden Fall. Ich meine jetzt nicht den Ort selbst, sondern die Ereignisse, die Menschen, die dort gekämpft haben. Ihre Taten... Es gab dort viel sowohl Heroisches als auch Negatives, denn im Krieg werden menschliche Eigenschaften entweder auf sehr gute oder sehr schlechte Weise gezeigt. Ich kenne Beispiele, in denen ich von jemandem überhaupt nichts erwartet habe und er eine echte Heldentat vollbringt, man kann überrascht sein.

Was denken Sie jetzt über die Ereignisse an der Front und in der Welt im Allgemeinen? Was spüren Sie? Müdigkeit, Enttäuschung? Denn manchmal hat man das Gefühl, als wäre die Welt verrückt geworden ...

Natürlich fühle ich mich müde. Aber wenn man sieht, wie die Infanterie arbeitet, wie sich die Kanoniere und andere Einheiten anstrengen, verstehe ich, dass ich über Müdigkeit überhaupt nichts zu sagen habe. Eine schwierige Zeit geht weiter. Und meiner Meinung nach sind die Fortschritte des Feindes in diesem Jahr das Ergebnis dessen, was er und wir letztes Jahr, im Jahr 2023, gemacht haben. Und wenn wir ein anderes Ergebnis erzielen wollen, müssen wir schon jetzt die Grundlagen dafür legen. Auf jeden Fall wird es für uns schwierig, aber wir haben kein Recht aufzugeben. Nicht nur wegen unseres Glaubens an die Zukunft, sondern auch weil wir diese Zukunft im Gedenken an die Gefallenen gestalten wollen. Damit der Staat die Zukunft hat, von der wir träumen.

Wie stellen Sie sich dabei ein, woran glauben Sie? Dass der Westen irgendwann richtig helfen wird? Dass Putin eines Tages sterben wird? ... Worauf hoffen Sie in der Tiefe der Seele?

Ich hoffe nicht auf den Westen, man muss in erster Linie auf sich selbst hoffen. Was ich in den USA klar begriffen habe: Das Ziel eines jeden Landes ist es, seine nationalen Interessen zu schützen. Und wir müssen uns darauf konzentrieren und unsere Schritte unternehmen, unsere Handlungen unter Berücksichtigung der Tatsache planen, dass unser nationales, staatliches Interesse an erster Stelle steht. Und man muss berücksichtigen, dass die Partnerländer, die uns helfen, ihre nationalen Interessen befolgen werden. Der Sieg der Ukraine ist unsere Sache, nicht des Westens.

Ich stimme zu. Aber man muss inmitten all dessen eine Möglichkeit haben, sich zu entspannen und den Kopf frei zu bekommen. Wie machen Sie das? Vielleicht hören Sie Musik, lesen Sie Blogger?

Ich lese und höre ein wenig Blogger, rein zur persönlichen Analyse. Ich versuche zu lesen, und hoffe schließlich, das Buch zu Ende zu lesen, das Frau Olena Tscherninka, die Mutter des in Bachmut verschwundenen Soldaten, geschrieben hat. Ich habe viele coole Bücher geschenkt bekommen und träume davon, sie alle durchzulesen. Und sich auszuschlafen.

Vielleicht ist die Frage naiv und unangemessen, aber planen Sie für die Zukunft? Haben Sie einen Traum?

Ich habe ihn tatsächlich, aber ich bin vorsichtig, was Träume und Pläne angeht. Jetzt ist eine so verrückte Zeit, dass man einfach nicht enttäuscht werden möchte. Aber wenn der Krieg morgen enden würde, würde ich wahrscheinlich für 10 Tage irgendwohin in die Berge fahren, wo es kein Internet gibt. Ich würde ein paar Bücher mitnehmen und lesen, schlafen, die Natur und die Stille beobachten. Wahrscheinlich so.

Viele Analysten sagen, dass es für diesen Konflikt zwischen der Ukraine und Russland keine politische Lösung gibt und dass der Große Krieg noch viele Jahre andauern wird, nur wenn es gelingt, die Intensität der Kämpfe abzubauen. Was würde Ihnen das Gefühl geben, dass es bei uns besser laufen würde, was wäre für Sie ein Sieg oder der Beginn des Sieges, sein wichtiges Symbol? Die Erreichung der Grenzen vom 24. Februar, Rückkehr der Krim, Bachmut? Das Aufhören des Beschusses unserer Städte?

Die Erreichung der Grenzen von 1991 ist ein großer Schritt in Richtung Sieg, aber noch kein Sieg. Der Sieg wird dann kommen, wenn wir die Sicherheit sichern werden und ein potenzieller Gegner – egal wer das ist – nicht einmal an einen Krieg mit der Ukraine denken kann. Es ist wichtig, Schlussfolgerungen aus der Geschichte zu ziehen, die besagt, dass die Russische Föderation, das Imperium, seine Ziele selten mit militärischen Mitteln erreicht hat. Sie erreichten ihre Ziele hauptsächlich durch kombinierte Methoden. Und deshalb möchte ich, dass wir uns in Zukunft vor genau diesem Szenario schützen. Die Situation bei uns ist wahrscheinlich wie in Israel vor 50-70 Jahren. Auch wir müssen gewinnen, sonst werden wir vernichtet, sowohl physisch als auch unsere Eigenstaatlichkeit, unsere nationale Identität.

Tatjana Nehoda, Kyjiw

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