Oleksandr Piwnenko, Brigadegeneral, Kommandeur der Nationalgarde der Ukraine
Neben Sicherheitsaufgaben kann die Nationalgarde (NGU) auch im Krieg kämpfen
Kommandeure des Sieges 27.07.2024 20:32

In einem Ausbildungszentrum der NGU sind am Morgen Schüsse zu hören – Scharfschützen üben Schießen. Hier trainieren auch Soldaten, es gibt Feuerstellungen, modulare Unterkünfte für Personal und Schutzräume. Wir warten auf den General in Gesellschaft von Drohnenpiloten - sie stellen sorgfältig Drohnen verschiedener Typen auf, darunter diejenigen, die in eigenen Werkstätten der Nationalgarde hergestellt werden. Wir diskutieren ein bisschen über die Qualität der in den „Küchen“ zusammengebauten Drohnen, einigen sich darauf, dass je mehr es Drohnen gibt, desto besser ist.

Der Held der Ukraine Brigadegenaral Oleksandr Piwnenko ist ein junger Kommandeur, sportlich, im Gespräch fällt auf, dass er gleich zur Sache kommt. Er zeigt Waffensysteme, erzählt über reparierte Maschinen. Der General spricht auch über Bäckereien der Nationalgarde, Wasser-Füllstationen und Feldlazarette. „Das ist die Autonomie“, sagte Piwnenko.

Der Brigadegenaral ist seit etwa einem Jahr im Amt. Er wurde Anfang Juli 2023 zum Kommandeur der Nationalgarde ernannt. Es ist auffallend, dass er eine Million Dinge im Kopf hat und gleichzeitig die Zeit findet, um sich mit Eltern der Soldaten zu treffen und geduldig mit ihnen sprechen. Piwnenko behauptet, dass er selbst Beschwerden entgegennimmt und auf Beiträge auf seiner Facebook-Seite reagiert.

Der Kommandeur erzählt, wie die NGU eine effektive und kampffähige Struktur in den Verteidigungskräften der Ukraine wird, wie sie das Personalmangel überwindet und Rotationen plant, wo freigelassene Kriegsgefangene mit ihren Verletzungen dienen… Und natürlich über unsere Perspektive in diesem Krieg.

Herr General, Sie sind bereits seit einem Jahr im Amt, wie ist diese Zeit vergangen? Gab es irgendwelche besondere Schwierigkeiten oder Enttäuschungen?

Es gibt immer Schwierigkeiten. Neben der Front bestand unsere Hauptaufgabe darin, die Kapazitäten der Bildungszentren zu erhöhen. Wir verstanden, dass je mehr gut ausgebildetes Militärpersonal wir haben, desto effektiver wir auf dem Schlachtfeld sein werden, desto mehr Personal wir werden behalten können. Früher konnten eineinhalbtausend Menschen gleichzeitig vorbereitet werden, jetzt können mindestens fünftausend Menschen gleichzeitig ausgebildet werden, und wir erhöhen diese Zahl. Als ich kam, gab es zwei Ausbildungszentren, wir haben ein weiteres errichtet und ein viertes befindet sich im Entstehungsprozess. Wir arbeiten daran, das professionelle Niveau unmittelbar der Ausbilder und Schulungsprogramme zu verbessern. Auch im Ausland findet die Ausbildung ständig statt. Etwa zehn Länder helfen uns dabei – Sprachtraining, Vorbereitung der Stabs, Scharfschützenausbildung.

Das heißt, auch die Auslandsprogramme werden ausgeweitet?

Bei Bedarf. Irgendwo reduzieren wir es, wenn wir verstehen, dass wir in unseren Schulungszentren bereits Menschen ausbilden können. Das geht besser und schneller, denn die Front diktiert ihre Bedingungen und wir müssen manchmal schnell handeln, und zum Beispiel 300 Menschen aus dem Ausland schnell zu holen, wird nicht funktionieren. Für ihre Ausbildung werden die Mittel von internationalen Partnern bereitgestellt, Menschen sind für einen Monat, zwei oder drei Monate auf Dienstreise. Dies sollte berücksichtigt und geplant werden.

Vor einem Jahr, als Sie Kommandeur wurden, gab es eine laute Kampagne zur Bildung von Offensivbrigaden der Nationalgarde. Wo sind sie, wie haben sie sich gezeigt? Welche Einheiten bilden Sie jetzt?

Es ist effektiver, mit einer Brigade zu kämpfen, als taktische Kompanie- oder Bataillonsgruppen hin und her zu verlegen. Dies gilt auch für die Ausbildung der Stabs, die Verwaltung von Bataillonen, Kompanien, verschiedenen Versorgungseinheiten ... Wenn alle untereinander sind, ist die Arbeit besser koordiniert und man versteht sich untereinander, so wie meine Kameraden mich mit einem halben Wort verstanden haben. Jetzt erfüllen alle sieben Brigaden, nach denen Sie fragen, Aufgaben in unterschiedlichen Richtungen, beginnend mit Richtung Saporischschja und bis Charkiw (unsere Einheit ist jetzt da). Wir verlieren keine Positionen, wir erobern sie langsam zurück, wie in einigen Richtungen im Osten. Wir haben eine taktische Gruppe gebildet, die zwei bis drei Brigaden vereint und diese führen kann. Bei den Streitkräften ist dies keine Neuigkeit, und bei der Nationalgarde ist dies die erste derartige Praktik.

Und es ist effektiv. Braucht man irgendwelche Information, Hilfe mit Waffen, ist etwas niedergebrannt und muss etwas ersetzt werden, geht die Munition zu Ende – alles passiert sehr schnell. Wenn der Brigadekommandeur zum Beispiel einen Vormarsch plant oder weiß, dass der Feind etwas plant, dann stelle ich es aus meiner Reserve zur Verfügung, damit es zu keinen Unterbrechungen kommt. Neben dem, was wir für die Aufgabenerfüllung der Streitkräfte erhalten, haben wir immer eine Reserve.

Wenn bei Ihnen bereits eigene Werkstätte zur Herstellung von Drohnen erschienen, hat die Versorgung dann offensichtlich ein neues Niveau erreicht?

Zuerst erhielten wir Genehmigungen für die Produktion solcher Drohnen beim Militär. Es wurde auf der Ebene des Ministeriums entschieden... Die Genehmigungen wurden erteilt und nun können wir staatliche Mittel für die Produktion unserer Drohnen ausgeben. Wir fertigen insbesondere FPV-Drohnen. Früher hatten wir eine separate Einheit von Piloten der unbemannten Luftfahrzeugen, jetzt haben wir noch zwei (eine separate Einheit für den Einsatz der unbemannten Luftfahrzeugen Kryla Omegy und Tajfun). Wir haben ein Zentrum für die Verwaltung der unbemannten Systeme geschaffen, das sich mit Analyse und Einsatz beschäftigt. Es ist wichtig, um diese Arbeit aufbewahren, analysieren und kontrollieren zu können, ihre Effizienz zu steigern.

Was für eine Artillerie-Brigade sollten Sie haben? Und haben Sie schon eine?

Auf meine Initiative wurde eine Artillerie-Brigade geschaffen, um die Einheiten der Nationalgarde in einer bestimmten Richtung zu unterstützen. Diese mit Bohdan (selbstfahrende Artillerieanlage ukrainischer Produktion und dem Nato-Kaliber 155 mm - Red.) bewaffnete Brigade hat sich bereits gut gezeigt. Zwei solcher Maschinen pro Richtung reichen aus, und im Allgemeinen werden wir etwa 20 Systeme haben. Für die Bedürfnisse der Nationalgarde reicht es völlig aus. Die Besatzungen für acht davon stehen bereits bereit. Das heißt, neben der Sicherheitsaufgaben können wir auch vollgültig kämpfen, Aufgaben sowohl zur Stärkung der Grenze als auch direkt an der Konfliktlinie erfüllen. Selbstverständlich gehören die Bewachung der öffentlichen Ordnung, der Schutz wichtiger staatlicher Einrichtungen, Kernkraftwerke und die Begleitung auch zu unseren Aufgaben.

Übrigens, über kritische Infrastruktur. Ist jetzt das Hauptziel die Angriffsdrohnen Shahed abzuwehren oder sie vor Sabotage zu schützen?

Das Hauptziel besteht darin, den Schutz zu stärken, bei Bedarf Verteidigung zu gewährleisten und feindliche Drohnen und Raketen abzuschießen. Solche Aufgaben, wie zum Beispiel die Hauptverwaltung für Militärnachrichtendienst erfüllt, hatten wir nicht.

Wir arbeiten im einheitlichen System der Streitkräfte und erfüllen die Aufgabe zur Stärkung des Luftverteidigungssystems des Staates. Dafür braucht man natürlich tragbare Flugabwehr-Raketenkomplexe oder Systeme vom Typ Gepard (deutsche Flugabwehrkanonenpanzer - Red.) – das sind sehr effektive Waffen.

Spüren Sie jetzt einen Mangel an Ressourcen? Was hättest du gerne mehr in dem Arsenal?

Geschultes Personal, Drohnenpiloten. Die Leute müssen ausgewählt werden, man muss analysieren, wer über welche Fähigkeiten verfügt, und dann vorbereiten … Ein Mensch ist mobilisiert worden, er durchläuft eine fünfwöchige allgemeine militärische Ausbildung. Dann wird er beispielsweise zur Drohneneinheit geschickt, wo eine Berufsausbildung stattfindet, und erst dann wird der Soldat die Aufgaben erfüllen.

Und wie kommen die Leute überhaupt zu euch – Vertrag, Rekrutierung? Wie funktioniert es bei euch?

Es gibt eine Website der Nationalgarde zur Rekrutierung, die Werbung ist ständig, die Brigaden selbst arbeiten auch. Und parallel dazu läuft die Mobilisierung weiter, der Generalstab schickt uns auch einen gewissen Prozentsatz an Menschen.

Aber wie effektiv ist das? Erst im April haben Sie über den Personalmangel gesprochen.

Mittlerweile hat sich die Zahl der Menschen, die in unsere Einheiten kommen, im Allgemeinen um das Vierfache erhöht.

Glauben Sie dank dem Mobilisierungsgesetz?

Die Zahl derer, die mobilisiert wurden, ist gestiegen, ebenso wie die derer, die sich im Rahmen unserer Rekrutierung angeschlossen haben. Jetzt arbeiten die Ressourcen und militärische Informationsoperationen des Feindes: Sie sagen, wir würden die Unvorbereiteten an die Front schicken usw. Unsere Kommandeure verstehen, dass Ausbildung das Wichtigste ist. Na würde ein unvorbereiteter Kämpfer geschickt, und er würde, Gott bewahre, sterben, oder seine Position verlieren. Dann muss ein vorbereiteter Soldat hin gehen und diese Position zurückerobern. Das ist viel schwieriger als zu halten. Deshalb ist es besser, nicht zu verlieren. Und dank der Erfahrung der Kommandeure und der effektiven Ausbildung hatten wir Angriffsoperationen fast ohne Verluste: nur ein Verwundeter und wir eroberten 8 bis 9 Stellungen zurück.

Gut, auf das Vierfache, sagen Sie, hat sich der Zustrom neuer Rekruten erhöht. Besteht jetzt die Möglichkeit für Rotationen?

Es wird Rotationen geben, aber später, weil jetzt alle an der Front sind. Hinzu kommen Aufgaben zur Verstärkung der Grenzen, in den Frontgebieten und in den befreiten Gebieten sowie andere Aufgaben in diesem Kontext.

Aber Sie können sie innerhalb der Nationalgarde separat planen?

Das kann ich, aber jetzt geht es nicht um die Rotation in der Zusammensetzung der Brigaden. Wir können es auf der Ebene von Bataillonen und Kompaniegruppen tun. Das ist auch wichtig. Der Feind versucht, entlang der gesamten Frontlinie aktive Aktionen durchzuführen, daher müssen wir über konzentrierte Kräfte verfügen, und wir beziehen unsere Spezialeinheiten ein. Eine riesig lange Frontlinie, die Aktivität von Angriffen, Luftangriffe, aber wir arbeiten. Und wir werden unsere Fähigkeiten erweitern, sich entwickeln, sich vorbereiten und Kommandeure ausbilden. Es wird besser sein.

Sprechen Sie über die Zeit, in der die Intensität der Kampfhandlungen etwas nachlassen wird?

Ja. Aber mit unserem Nachbarn ist es eine solala Geschichte ... Wir werden höchstwahrscheinlich eine Armee aufbauen und uns nach dem Vorbild vorbereiten, wie in Israel, aber unter Berücksichtigung unserer nationalen Interessen, der Erfahrung und mit unserer Vision. Wenn wir als Staat leben und als Nation überleben wollen, müssen wir uns ständig verteidigen.

Laut Gesetz wurde die Nationalgarde etwa nicht für die Front geschaffen? Eures Anliegen ist der Schutz kritischer Infrastruktur, Kontrollposten, Patrouillen …

Ja, wir haben andere Aufgaben. Es gibt aber auch eine große militärische Abteilung. Und jetzt erfüllen alle Abteilungen der Verteidigungskräfte die Hauptaufgabe, bewaffnete Aggressionen abzuwehren. Und zukünftig auch die Beteiligung an Stabilisierungsmaßnahmen in den befreiten Gebieten ist auch eine Aufgabe der Einheiten der Nationalgarde. Aber wenn wir Brigaden schaffen können, deren Qualität und Quantität verglichen mit den mechanisierten Brigaden der Streitkräfte der Ukraine nicht weniger ist, dann sollten wir jetzt alles tun, um den Feind zu besiegen.

Ich kenne Fälle, in denen, so zusagen, Polizisten in die „Ljut“-Brigade gezwungen wurden und dann zurücktraten, weil sie nicht unter Angriffssoldaten sein wollten. Wie ist so etwas zu beurteilen? Kennen Sie solche Fälle in der Nationalgarde? Der Befehl kam – wir brauchen 20 Leute, was dann …

Wir kämpfen ohnehin bereits, wofür brauchen wir diese Befehle? Sie sehen, die Polizei hat die anderen Aufgaben erfüllt. Dann hat man begonnen, die Angriffsbrigaden zu bilden. Aber es handelt sich nicht nur um Infanterie- oder Angriffssoldaten. Übrigens absolvieren inzwischen mehr als 800 Polizisten in unseren Ausbildungszentren eine allgemeine militärische Ausbildung.

Krieg ist immer schwierig, es ist für die gesamte Gesellschaft sehr schwierig, ihn wahrzunehmen, denn es ist ein Kampf, die Menschen sterben. Als ehemaliger Spezialagent habe ich mich darauf vorbereitet. Im Februar 2022 kamen wir in der Einheit an, sich ausgerüstet und begaben sich, Aufgaben zu erfüllen. Da stand ein Panzer, dieser Panzer wurde zusammen mit 30 Soldaten vernichtet, die bereits am Stadtrand von Charkiw standen ... Und jetzt, seit ich Kommandeur bin, kommuniziere ich ständig mit Soldaten, Angehörigen von Gefangenen, von Getöteten und vermissten Soldaten und verstehe, welche schwierigen Fragen sie alle haben. Es herrscht Krieg, die russischen Truppen machen weiter Druck, wir brauchen Einheiten, um unsere Städte und Menschen zu schützen. Sowohl Patrouillen als auch Grenzsoldaten kämpfen. Hier kommt es vor allem auf eine gute Vorbereitung und Versorgung an.

Etwa 700 gefangene Nationalgardisten sind bereits befreit worden. Wie viele befinden sich Ihrer Schätzung nach noch in Gefangenschaft?

755 wurden zurückgebracht. Viele wurden in Mariupol gefangen genommen. Daher gibt es noch einen großen Teil der „Asow-Kämpfer“ und Kämpfer unserer anderen Einheiten, die wir zurückbringen wollen.

Aber es gibt in jeder Austauschgruppe Gardisten?

Bei fast jedem Austausch gelingt es, unsere Soldaten zurückzuholen. Wir stehen in ständigem Kontakt sowohl mit den zuständigen Behörden als auch mit den Angehörigen. Ich betone immer, dass es unsere Aufgabe ist, alle nach Hause zu bringen.

Treffen Sie sich später mit jemandem von denen, wer ausgetauscht wurde?

Natürlich, jedes Mal. Sie kommen in medizinische Rehabilitationszentren, wir lassen ihnen 2 bis 3 Tage Zeit, sich einzugewöhnen, die Dinge in Ruhe zu klären, alle Dokumente wiederherzustellen usw. Zuallererst versuchen wir, eine vollständige Behandlung und Rehabilitation sicherzustellen. Abteilungen und Offiziere der sozialen Begleitung arbeiten für die Lösung aller anderer Fragen des sozialen Schutzes, geben Informationen über die Möglichkeit eines weiteren Dienstes, einer Ausbildung oder einer Entlassung. Jemand geht nach der Gefangenschaft an die Front und sagt: „Ich will mich meinen Jungs anschließen, ich werde kämpfen.“

Und wenn Menschen mit schweren Wunden, Verletzungen oder Amputationen dienen wollen, gibt es dann eine solche Möglichkeit?

Auch sie dienen. Im System des Innenministeriums und auch bei uns gibt es solche Positionen. Der Innenminister kümmert sich um die soziale Richtung, wenn zum Beispiel eine Person eine Behinderung hat, oder es sich entweder um die Ehefrau eines gefallenen Soldaten oder um die Mutter handelt. Wir bieten ihnen die Möglichkeit einer Beschäftigung im Zivil- oder sogar Militärdienst. Hier ist ein Fall, in dem eine Frau in Krywyj Rih dient. Der Soldat ist gefallen und seine Frau dient jetzt bei uns, sie absolvierte das Ausbildungszentrum. Was diejenigen betrifft, die sogar schwere Verletzungen oder Amputationen erlitten haben, sie haben Erfahrung, sie haben viel durchgemacht. Einige arbeiten in Sozialhilfeeinheiten, andere sind Ausbilder.

Wie kann man überstehen? Man sagt schon von etwa 10 Jahren, die der Krieg noch andauern wird…

Es gibt Bereiche, wo wir uns sehr ernsthaft weiterentwickeln, es gibt Bereiche, zum Beispiel Munition, wo wir uns mehr wünschen würden. Wir testen jetzt eine Drohne, die sehr resistent gegen Mittel der elektronischen Kriegsführung ist. Daran kann ein Kilogramm Sprengstoff befestigt werden. Und das ist vielversprechend, denn die elektronische Kriegsführungsmittel entwickelt sich, sowohl bei uns als auch bei ihnen. Man muss sich ständig bewegen, sich immer wieder und wieder verändern. Man muss die Ausbildung verbessern, Logistik steigern, vereinen. Und so durchhalten.

Wie beurteilen Sie die Situation an der Front überhaupt?

Es ist schwer. Aber die Offensivfähigkeiten des Feindes sind nicht grenzenlos und wie viele Verluste er erleidet ... Ich denke, noch ein Monat oder eineinhalb Monate, und sie werden nicht mehr in der Lage sein, aktive Angriffe in viele Richtungen gleichzeitig durchzuführen und sie werden auf jeden Fall in die Defensive gehen. Und in dieser Zeit müssen wir unsere Abteilungen bilden und vorbereiten. Ja, das ist Krieg…

Sie haben früher gesagt, glauben Sie, dass wir früher oder später eine Lücke in ihrer Verteidigung finden und die Front durchbrechen werden.

Man muss die Schwachstellen des Feindes suchen und die Starken umgehen. Man muss sich anpassen, das Verwaltungsmodell ändern, Aufgaben stellen: Wenn es so nicht funktioniert, dann asymmetrisch versuchen. Aber man kann nicht alles radikal ändern, alles braucht Zeit, insbesondere wenn es um systemische Veränderungen geht.

Wie steht es jetzt mit der Versorgung der Nationalgarde?

Die logistische Versorgung ist sehr an die Kriegsbedingungen angepasst. Die Lieferung von Waffen, Munition und Nahrungsmitteln erfolgt unter Berücksichtigung der Bedrohungen und für eine schnellstmögliche Lieferung dorthin, wo sie benötigt werden. Wir haben bereits drei eigene Möbelwerkshallen, in denen wir Möbel für den Bedarf der Nationalgarde zusammenstellen: Tische, Stühle, Nachttische, Schränke. Wir haben schnell montierbare (modulare) Kasernen gebaut, und es besteht keine Notwendigkeit, Möbel zu kaufen. Es gibt Kapazitäten zur Herstellung von Mitteln für Befestigungsanlagen.

Einige westliche Analysten sind zu dem Schluss gekommen, dass sich die Situation mit den Befestigungen bei uns endlich verbessert. Es ist so?

Wenn du in der Defensive bist, muss man sich verschanzen, und zwar gründlich. Wir betonen dies. Wir müssen verstehen, dass es Verteidigungslinien gibt, unmittelbar jene Befestigungen, die die Kämpfer und unsere Ingenieureinheiten selbst errichten. Wenn die Position richtig ausgestattet sein wird, sind die Überlebenschancen viel höher. Und wir brauchen auch noch Ersatzpositionen. Als wir den Feind aus der Oblast Charkiw (im Jahr 2022) vertrieben hatten, betrug die Verteidigungslinie unserer Brigade etwa 70 km. Aber wir haben Materialien geliefert, ausgestattet und die Positionen befestigt.

Wie würden Sie die Rolle der Freiwilligen heute bewerten? Nimmt sie ab?

Umgekehrt. Sie ist maximal, ich würde sagen, Freiwillige helfen uns sehr. Ich verstehe, dass es mit der Zeit etwas nachlässt, zuerst ein Höhepunkt, dann nimmt die Aktivität ab, aber dann wird es wieder einen Höhepunkt geben. Es gibt Bereiche, die im Gegenteil gewachsen sind. Insbesondere in Bezug auf die Entwicklung von medizinischen, Rehabilitations-, Bildungszentren und sozialen Projekten.

Gibt es irgendwelche Projekte zur Autonomie militärischer Einheiten unter den Bedingungen aller Herausforderungen des Krieges?

Ich mag Autonomie. Fast jede Militäreinheit verfügt über eine Wasserstation, es gibt Bäckereien, damit es zu keinen Unterbrechungen bei der Brotversorgung kommt. So wie es zu Beginn der Invasion geschah, passiert es nicht mehr. Wir arbeiten an der Optimierung von Einpersonenpackungen (täglicher Produktsatz - Red.). Wir werden 9 Arten davon haben. Früher war alles in einer großen Einpersonenpackung – Frühstück, Mittag- und Abendessen. Wir haben aufgeteilt: Frühstück getrennt, Mittagessen getrennt, Abendessen getrennt. Oft benötigen Soldaten nicht die gesamte abgepackte Tagesration auf einmal, sie können eine Packung oder mehrere für den Kampfeinsatz mitnehmen. In Militäreinheiten wurden bereits tausend neue Sets getestet. Die Kämpfer loben.

Kontrollieren Sie die Einkäufe irgendwie, damit es nicht zu Missbräuchen kommt?

Jede Militäreinheit führt die Einkäufe für sich selbst, es gibt ein Audit, es gibt offene Ausschreibungen, es gibt Verantwortung. Man braucht nicht Produkte aus dem Westen der Ukraine in den Osten transportieren, wenn es zum Beispiel einen Hersteller in der Region Charkiw gibt. Und der Maßstab ist kleiner. Und jeder Kommandant weiß, dass er persönlich verantwortlich ist. Es gibt auch Käufe, die über Versorgungsbasen im Einklang mit den Rechtsvorschriften für Verteidigung und öffentliche Beschaffungen erfolgen.

Kommen wir zum Globalen zurück. Ich bitte nicht um Vorhersagen, denn es ist eine dumme Sache, aber was ist unsere Hoffnung? An was glauben Sie? An die entschiedene Hilfe von Partnern, an ein Wunder?

Ich denke, wir werden auf jeden Fall überstehen. Wir müssen uns weiterentwickeln, wenn wir ständig einen Schritt voraus sein und an die Zukunft denken werden, dann wird alles gut. Das Wichtigste, was jetzt sein kann, ist die Vorbereitung, die Entwicklung von Ausbildungszentren, die Beschaffung von Waffen, Wehrtechnik, die Produktion von militärischer Technik, Drohnen, gepanzerten Fahrzeugen, Luftverteidigungsausrüstung, Flugabwehrraketensystemen und Munition von unserem Land. Wir arbeiten daran, Reserven zu schaffen. Wir lernen. Und unsere Aufgabe als Militär ist es, kampffähige Einheiten, Brigaden zu haben, die in der Lage sind, Aufgaben an der Front effektiv zu erfüllen und unseren Staat zu verteidigen.

Tatjana Nehoda, Kyjiw

Foto von Jewhen Kotenko

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