Iwan Medwedjuk, stellvertretender Bataillonskommandeurder 60. separaten mechanisierten Brigade
Auf der anderen Seite sind keine Menschen, der Feind ist schlimmer als ein Tier
Kommandeure des Sieges 13.11.2024 10:56

Iwan Medwedjuk war Bagger- und Bulldozer-Fahrer in dem Bergwerk Sassjadko, als er sich zur Verteidigung der Ukraine stellte. Der Krieg erwischte ihn praktisch bei der Arbeit. Er schloss sich jedoch ohne zu zögern den Streitkräften der Ukraine an. Von den ersten Tagen der groß angelegten Invasion an kämpfte er mit einer Jagdwaffe in der Hand.

Heute ist er stellvertretender Kommandeur des 97. Bataillons der 60. separaten mechanisierten Brigade. Zu seinen militärischen Leistungen während des fast dreijährigen Kriegs zählen Einsätze in der Diversions- und Spionagegruppe, Einsätze im Rücken des Feindes und die Leitung einer Kompanie.

In der neuen Ausgabe des Ukrinform-Projekts „Kommandeure unseres Sieges“ erzählt der Held über das Gesehene im Rücken des Feindes, erfolgreiche Operationen und die Liquidierung eines russischen Obersten und die Lage in dem Raum von Lyman.

Iwan, Sie hatten vor der umfassenden Invasion ein sehr erlebnisreiches Leben. Erzählen Sie genauer, was haben Sie gemacht.

Vor dem Krieg habe ich in der Firma Osem gearbeitet, das ist die Gasförderung aus dem Bauwerk Sasjadka, ich arbeitete als Bagger- und Bulldozerfahrer. Und derzeit bin ich der Leiter einer Jagdgemeinschaft, das heißt, mein Hobby ist die Jagd.

Aber Sie kommen aus Wolhynien, oder?

Ja, ich komme ursprünglich aus Wolhynien, wir sind nach Charkiw gezogen, nicht direkt nach Charkiw, sondern wir leben seit mehr als 25 Jahren bei Charkiw.

Das heißt, der Krieg hat Sie praktisch hier erwischt?

Ja, der Krieg hat uns genau hier erwischt. Meine Frau und meine Kinder waren im Dorf, und ich war auf Dienstreise in Kreminna, wir mussten dort Ausrüstung für unsere Arbeit abholen, Waggons und alles organisierten wir. Und in der Nacht hörten wir sehr starke Explosionen, von der Seite von Sewjerodonezk. Und als die groß angelegte Invasion schon begonnen hatte, als wir um vier Uhr, halb fünf morgens angerufen wurden, dass Charkiw beschossen wird, haben wir schon verstanden, dass eine groß angelegte Offensive begann. Wir haben die Ausrüstung zurückgelassen und verließen Kreminna auf Umwegen. Während wir einen Umweg nach Charkiw machten, waren wir bereits in Balakleja angekommen, wir sahen, dass unsere Posten aufgestellt wurden, die Divisionen brachen auf, sie zogen sich zwischen den Feldern. Und als wir Charkiw erreichten, war die Straße etwa 4-5 Kilometer lang mit Autos blockiert, es war unmöglich, daran vorbeizukommen. Alle verließen Charkiw und die Straße nach Charkiw war leer. Als wir schon auf dem Weg nach Hause waren, sahen wir vor dem Dorf, in dem wir leben, Gruppen kamen, Trailer mit Panzern, die Jungs, man konnte sehen, dass sie gerade aus der Schlacht kommen, die Panzer waren schmutzig, ein wenig beschädigt, und die Jungs waren schmutzig, aber zufrieden, sie hatten so wie Glauben an ihren Gesichtern. Als ich zu ihnen fuhr, fragte ich, ob sie mich nehmen würden, und sie sagten: Im Moment seien alle ihre Gruppen voll, sie hätten Personal. Und die Entscheidung stand fest, ich fuhr sofort nach Charkiw.

Sie sagen, dass eine Entscheidung fast sofort getroffen wurde, und was hat Sie dazu motiviert?

Um die Familie vor allem zu schützen. Alle verstanden, dass sie (Russen – Red.) nicht bei kleinen Dingen stehenbleiben werden. Ich weiß nicht, wie wer, aber ich hatte nicht einmal einen Gedanken, zu bleiben oder was. Ich war mir sicher, dass ich nicht zu Hause bleiben und zuhören werde, wenn sie dort unterwegs waren, etwas kaputt machen, schießen. Es wurde nicht einmal diskutiert.

Hat Ihre Familie Ihrer Entscheidung ohne Diskussion zugestimm?

"Die Frau sagte: Tu das, was du willst. Vielleicht bleibst du, gehst nirgendwohin? So zu sagen, segnete sie meinen Weg. Die Familie war nicht geflohen die Frau sagte: Wir sind hier, wir machen auch keinen Schrittr, und egal wie viel geschossen wird. Derzeit sind sie in der Nähe von Charkiw, niemand ging irgendwohin.

Nun zurück zum Februar 2022. Sie haben, soweit ich weiß, Ihre Jagdwaffe in die Hand genommen, um für das Land einzutreten.

Ja, ich habe eine Jagdwaffe mit glattem Lauf und bin damit nach Charkiw zu gefahren, um dort das Kreiswehrersatzamt zu besuchen.

Der Mitbewohner meines Hauses fragte mich: Wo gehst du hin? Ich sage: Dorthin! Ich habe von ihm eine Antwort erhalten, zwei Schimpfwörter: Warum bist du allein? Er sprang ins Auto: Ich bin bei dir! Ich sage: Hast du die Frau gefragt? Er sagt: So wie du. Ich hatte meine Jagdwaffe, er hatte nichts mit. Wir sind gefahren, begannen zu sprechen. Wir waren sechs Jäger, dort versammelten wir uns, einer war mit einem Karabiner und einige waren auch mit Glattrohrwaffen.

Hat Ihnen diese Erfahrung geholfen und überhaupt, ist das Schießen auf Wild nicht dasselbe wie auf Mensch?

Verstehen Sie, die Erfahrung hat geholfen, das ist wichtig, das ist, kann man sagen, ein ausgebildeter Soldat. Im Sinne, wenn er auch keinen Wehrpflichtdienst absolvierte, versteht er etwas von Waffen, also Sicherheitsregeln, Feinmotorik ist schon entwickelt, Sicherung, wie sich verhalten und worauf sie richten. Und was das Schießen auf Wild oder auf Mensch betrifft, dann sage ich Ihnen: Auf der anderen Seite gibt es keine Menschen, sie sind schlimmer als Wildtiere, mehr will ich nicht sagen. Schießen oder nicht schießen bedeutet einfach entweder du oder dich. Derzeit sind wir auf unserem eigenen Boden, ich glaube nicht, dass ich ihnen etwas Schlimmes angetan habe, sondern Negatives geht von ihnen aus.

Sie haben Erfahrung in der Durchführung von Sabotage-Operationen im Hinterland des Feindes. Erzählen Sie, wie es dazu kam?

Zu diesem Stadium kam es, als wir bestimmt einen Monat dort, vielleicht auch etwas weniger, in diesem Olexijiwka stationiert waren. Und dann fing man an, mehr zu dokumentieren: Wer hat was getan, wer ist Soldat, wer ist kein Soldat, um zu verstehen, welche Einheiten man mit neuen Soldaten auffüllen muss. Die Jungs kommen schon miteinander gut aus, alle Jäger mit bestimmten Geschichten. Und da schlug ein Kommandeur vor, es wird eine neue Einheit aufgestellt, ob ihr dorthin wollt? Weil uns klar war, dass wir zu dieser „Kraken“-Einheit gehörten, das waren sehr motivierte Leute, es gab junge Leute, es gab verschiedene Alterskategorien, aber sie rekrutierten vor allem jüngere, durchsetzungsstarke sozusagen Sturmsoldaten. Als das uns vorgeschlagen wurde, fragte man, ob wir das wollen, sagten wir: Ja, wir wollen das, aber man muss zumindest verstehen, was für die Aufgabe ist. Zweck ist eine Rückkehr nach Hause, aber darüber machten wir gar keine Gedanken, also nur nach vorne, um zu verhindern, hinter die Grenze zu vertreiben. Die Grenze zu überschreiten – nein, es gab keinen solchen Drang oder Wunsch, ihre Grenze zu überschreiten, nein, wir wollten sie vertreiben, sie zurückdrängen. Als wir schon in dieser Einheit waren, begann man, Namenslisten zu erstellen, so gab schon eine Kompaniestärke, etwa 120 Menschen, wir hatten schon den Kommandeur dieser separaten Einheit. Und dann, ab dem 1. Mai waren wir schon offiziell die Kräfte für Spezialoperationen SSO „Asow - Charkiw“. Seitdem begann eine interessantere und erfolgreichere Arbeit, uns wurde eine bestimmte Linie gegeben, die wir nicht verteidigen, sondern von all dem befreien mussten, seit diesem Moment begannen wir solche Operationen durchzuführen.

Sie haben gesagt: Die interessantesten Events haben begonnen. Erinnern Sie sich bitte an eine weitere interessante Geschichte über einen erfolgreichen Einsatz, als Sie den Feind angriffen.

Es gab erfolgreiche Operationen, wir kamen rein, saßen ruhig da, das heißt, wir hatten eine bestimmte Aufgabe - ein feindliches Versteck zu finden, wir suchten hauptsächlich nach Mörsern, Artilleriesystemen, die uns sehr belästigten, Mehrfachraketenwerfer  „Grad“, „Uragan“. Und wir zogen durch den Wald, durch Schluchten, durch Felder, übernachteten. Das Auffälligste war, dass wir ihre Drohne entdeckten. Sie hatten so eine Drohne, wenn die Batterie leer ist, wird einen kleinen Fallschirm weggeworfen, die Drohne steigt ab und die Bake zeigt, wo sie ist, und ihre Gruppe fährt raus und holt sie ab. Aber sie haben den Moment verpasst, dass wir da sein können. Wir haben sie (Drohne –Red.) schnell geschnappt, den „Kopf“ verdreht, damit er nicht blinkt, und haben uns versteckt. Nun waren sie sehr beleidigt, dass sie die Drohen nicht fanden. Sie wussten anhand der Karte, dass sie hier gefallen war, das Leuchtfeuer zeigte, aber sie war nicht da. Es ist eine dieser Operationen, die Drohne wurde sofort gebracht, es gibt eine Videokamera und das war 's.

Es war eine Operation, dreimal führten wir einen Hinterhalt durch: Zufuhr von Munition in einem Lastwagen abzufangen. Sie brachten auch Lebensmittel, aber hauptsächlich Munition für Mörser, und zum dritten Mal waren wir erfolgreich. Wir besetzten eine günstige Stellung, kaum zehn Minuten sind vergangen, wir warteten nicht lange auf sie. Vorher haben wir binnen eines Tages gewartet und nicht abgewartet, und dann haben wir nur unsere Stellungen genommen - und der Lastwagen verließ das Feld. Wir stoppten den Lastwagen, die Dokumente wurden nicht überprüft, sagen wir, denn nach Angaben der Aufklärung hatten wir unseren eigenen Plan, wir verstanden, dass dieses Fahrzeug nicht einfach war – entweder jemand ernsthafterer drin war oder wirklich Munition, nun, es gab etwas. Aber dieses Mal fuhr dieser Jeep früher, als wir noch nicht auf diese Straße kamen. Wir stoppten ihn, indem wir die Panzerbüchse RPG-7eingesetzt haben, damals war ich ein Soldat als Handgranatenwerfer. Die Frontscheibe wurde getroffen und das Fahrzeug blieb stehen. Und dann hörten wir die Stimmen unserer Jungs, die die  Straße abdeckten. Wir riefen, dass Lastwagen kommen, dass wir Schluss machen. Wir gingen zur Schlucht, und wirklich kamen Jeeps von beiden Seiten herangefahren. Als wir uns später zurückzogen, starteten wir ein „Vögelchen“ (eine Drohne – Red.), schauten zu: Sie zogen ihre Toten heraus, es gab dort keine Lebenden. Aber aus diesen beiden Jeeps wurde massiv mit Maschinengewehren auf die Schlucht geschossen, woraus wir reinkamen, das heißt, sie waren sehr beleidigt. Wie später die Aufklärung berichtete, hatten sie einen vermissten Oberst, das heißt, es war eine dieser sehr wesentlichen Einsätze und das hat unseren Kampfgeist erhöht, dass wir in drei Tagen die Lieferung, die Logistik ihrer Munition gebrochen haben.

Was empfinden Sie eigentlich, wenn Sie von ähnlichen Erfolgen Ihrer Operationen erfahren?

Irgendeine Freude, dass hier auf unserem Land um einige solcher Miststücke weniger geworden ist. Freude, dass wir nicht umsonst riskiert haben, man spürt seine Arbeit. Ich kann nicht sagen, dass wir damals so vorbereitet waren, aber wir haben uns ständig vorbereitet, auch wenn wir von den Ausfällen zurückkamen. Wir hatten ein Tabu, das heißt, wenn wir uns ausgeruht haben, dann trainierten, trainierten und trainierten. Dazu gehören zehn Kilometer langes Gehen, wir hatten 15-18 km, die Orientierung auf Karten, im Gelände, plus Schießen.

Wie vorhersehbar sind solche Operationen? Ist es immer eine unerwartete Wendung der Ereignisse? Und wie haben Sie in den Situationen gehandelt, in denen die Dinge nicht nach Plan liefen?

Schauen Sie, jede Operation wird sehr lange und sorgfältig geplant, und wie die Praxis zeigt, wird es trotzdem irgendwelche Misserfolge geben. In welchem Sinne? Wir können den Wald erreichen, aber der Wald kann schon ausgebrannt sein, es kann ein freies Feld, Wasser oder einen Sumpf geben. Wir hatten so etwas nicht, dass was uns auf der Karte eingezeichnet war, von hier aus gehst du hierher, hier berichtest du, dass du durchgekommen bist. Ja, es war so, wir mussten uns unbedingt in einer bestimmten Zeit zuschalten. Das heißt, es gab einen Punkt A, es gab einen Punkt B, das ist, wenn wir berichten, dass die Operation fortgesetzt oder beendet wird, oder dass höhere Gewalt vorliegt.

Wenn wir mit einer Gruppe rauskommen, wählen wir einen solchen Weg, den wir für notwendig und sicherer halten. Wenn wir mit den Kommandeuren auf der Karte abstimmen, so und so werden wir gehen, dann sage ich Ihnen, dass wir ständig gelogen haben, weil wir die Straße schon nach dem Gelände für uns selbst auswählten. Wir sahen, dass es ein Balken, eine Niederung, ein Wald, Büsche, oder etwas anderes war. Aber so wie die Frage am Anfang gestellt wurde: Haben uns die Jagd und die Jagdfähigkeiten geholfen? Ja, es hat sehr geholfen. Wenn zum Beispiel ein Vogel wegflog, ein Tier Angst bekam, wo das Tier läuft, das ist sehr wichtig. Vielleicht wird jemand sagen: Na ja, wenn sie laufen, dann ist ja gut. Nein, so leicht lässt sich das Tier nicht erschrecken.

Hatten Sie Operationen am Rande des Scheiterns?

Es gab sie, natürlich gab es sie, es kann nicht alles wie am Schnürchen laufen, noch mehr, viele von ihnen standen am Rande: Sie haben uns bemerkt, als wir gerade an der Einfahrt waren, Autos brachten uns hin, sie begannen mit Mörserbeschuss. Bei uns brannte ein Auto nieder, mehrere Jungs erlitten Prellungen und der Kommandeur unserer Einheit wurde schwer verletzt, sein Arm war gebrochen. Mit uns waren Sanitäter, etwas weiter hinter uns, sie brachen ständig zum Einsatz auf, wir hatten unsere eigenen Sanitäter, wir legten ihm eine Aderpresse an und schickten ihn schnell zurück. Er wurde mit minimalem Blutverlust und Lebensgefahr in ein Krankenhaus in Charkiw gebracht. Nachdem wir diesen Beschuss abgewartet hatten und sich ein wenig erholt hatten, sagten wir: Nein, wir haben bereits alles geplant, die Gruppen gingen weiter. Es war ein solcher Stupor, nicht lang, vielleicht eine Stunde, solange der Beschuss dauerte, bis wir alle geprüft haben, all die Verletzungen, Blutungen oder etwas anderes. Danach wurde eine klare Entscheidung getroffen, alles nach Plan wie besprochen. Und es war so.

Was hat Ihnen geholfen, aus diesem Stupor herauszukommen, und diese Operation, von der Sie erzählt haben, war sie erfolgreich beendet?

Ja, erfolgreich. Das heißt, erst am zweiten Tag haben wir dieses Auto mit der Logistik erwischt, wir haben sozusagen für unsere Verwundeten bezahlt, sie zurückgeschlagen. Was aus dem Stupor geholfen hat, wissen Sie, es gab kein „Schluss jetzt, ich gehe nicht mehr hin“, „ich habe Angst“, wir waren uns bewusst, dass wir dorthin müssen. Wenn wir, nehmen wir an, 2-3 km zurücklegen, werden sie nicht auf uns schießen, es ist schon ihr Territorium, nicht unseres, sie haben dort schon auf uns nicht gewartet. Das heißt, wir konnten uns dort ausruhen. Ja, Minen flogen, du sitzt da und zählst sie, sie pfeifen über dir, alles flog – von Mörsern, Mehrfachraketenwerfern Grad, Uragan, das war ständig so, es gab also alles.

Wie können Sie eigentlich den Feind charakterisieren, wenn man bedenkt, dass Sie in seinen Rücken gelangt sind? Vielleicht gibt es noch etwas, das Sie am meisten beeindruckt hat?

Bei ihnen war alles erstaunt. Erstens: Da wir kein Militär sind, haben von 12 Personen zwei bis drei eine Zeit lang in der Armee gedient, und der Rest hatte nicht einmal einen Wehrpflichtdienst. Alles hat erstaunt, sie kamen dreist, so als ob wir sie schon begrüßen sollten, wir sind schon hier... Ja, sie haben sich sehr schnell verschanzt, sofort ihre Reserven zusammengezogen, Munition, Essen, das hatten sie alles. Es gab verschiedene Truppengattungen, in Richtung Charkiw gab es sowohl Burjaten als auch private Militärunternehmen wie Rusytschi, es gab Geheimdienst-Truppen, ihre Spezialeinheiten waren dort gut sichtbar. Als wir damals auf sie gestoßen haben, hörten wir jemanden reden und beschlossen, nachzusehen, denn sie standen auf unserer Straße, auf der wir gingen. Als wir uns dort näherten, war es dort sehr interessant gebaut. Es wurden dort Höhlen ausgegraben, solche Unterstände für 2-3 Personen gebaut, sie wurden mit Baumstämmen ausgelegt. Zwischen den Baumstämmen und dem Boden war eine Schicht gelegt und dann mit Stroh und Heu bedeckt. Das heißt, es zeigte bereits, dass sie vorbereitet sind, dass sie wissen, was sie tun. Es war nicht feucht, es war bequem für sie und sie fühlten sich warm und nichts hat sie gestört. Wir fanden keinen Müll, keine Zigaretten, keine Kippen um diese Unterstände herum, sie hatten dort gegraben, sie sammelten Müll und vergruben alles sofort, sie verschleierten alles, das heißt, die Spezialeinheiten saßen dort. Und da wo LNR und DNR (selbsterklärte „Volksrepubliken Luhansk (LNR) und Donezk (DNR)“ - Red.) standen, solche gab es auch, war das ein Zigeunerlager, sie haben alles geklaut, geschleppt. Die Einheimischen erzählten, dass sie alles mitgenommen haben, Pfannen, Töpfe ... Und als sich die russische Garde zurückzog, als die Brücken gesprengt wurden, ließen sie LNR und DNR zurück, sie hielten sie nicht für ihre. Sie waren getrennt, das heißt, sie gingen durch die Felder, Wälder, sie rannten weg, „oh-oh, helft uns“, solche Kompatibilität hatten sie also. Jede Einheit war also für sich selbst. Ja, sie hatten eine Art Interaktion, aber als sie weggejagt wurden, musste sich jeder selbst herausfinden.

Sie sind jetzt stellvertretender Kommandeur. Welche Methoden des Kommandos halten Sie für die effektivsten und wie haben Sie laut Ihrer Erfahrung die Arbeit aufgebaut?

Sehen Sie, Kommunikation ist selbstverständlich. Als ich zum Kompaniechef ernannt wurde, kommunizierte ich mit ihnen, mit allen Zügen – wer, was. Natürlich hat jeder seine eigenen Gedanken, wissen Sie, es gibt verschiedene Kommandeure: Wer frech ist, wer herumalbert, jeder hat seine Geschichte. Bei mit war es so: Als ich der kommissarische Kompaniechef war, erreichten wir Berchiwka, eine Siedlung vor Bachmut. Am 3.-5. Tag habe ich selbst in unseren Stellungen die Leute gewechselt und vielleicht habe ich dadurch mehr Respekt verdient, oder dadurch, dass ich 8 Tage bei ihnen dort geblieben bin. Wie viele Angriffe, Sturmangriffe gab es auf uns, wir haben sie zurückgeschlagen. Das heißt, sie spürten wahrscheinlich die Unterstützung des Kommandeurs, dass der Kommandeur nicht dort, irgendwo im Hinterland, sondern mit ihnen, genau hier ist, dass ich nicht davor zurückschrecke, mit ihnen zu sein, dieses Blut zu spüren, den Geruch von Schießpulver. Ich habe ihnen sofort gesagt: Ich werde nicht im Rücken sitzen...Und als ich mitten in der Nacht durch den Wald ging, holte sie ab, sie auf die Stellungen brachte, fühlten sie sich unterstütz, sie sprechen mit dir, fragen dich etwas, Ratschläge, fühlen, dass du ihnen etwas raten wirst... Als Kommandeur verlasse ich sie nicht.

Das ist sehr interessant für mich, denn jetzt kamen viele neue Menschen und sie sind, wissen Sie, unreif: ich bin da und das ist alles für mich, in paar Tagen werde ich ersetzt. Das ist interessant, wie sie ihre Stellungen gebaut wurden, welchen Schutz sie haben, ob sie die Wahrheit sagen, dass alles kaputt ist, dass sie nichts haben. Vor allem ist das ein Spaten: Je tiefer du dich in der Erde vergräbst, desto besser bist du geschützt. Der jetzige Krieg ist der Krieg der Drohnen. Es ist so, dass die Drohnen beobachten, wenn du noch im Hinterland und wenn du zur Stellung gehst, jeder Schritt wird überwacht und du kannst nur warten, ob sie Munition abwerfen oder Artillerie lenken. Das ist nicht so wie früher, dass wir in einen Wald gehen oder rennen, kriechen, egal wie, nein, das ist der ganz andere Krieg, mit diesen EloKa-Systemen. Um diese Drohnen nicht fliegen können, muss man sie ständig abschießen, stören, das sind Technologien.

Sie befinden sich derzeit im Raum Lyman, stimmt's? Erzählen Sie über die aktuelle Lage dort und was für wichtige Aufgaben stehen vor Ihnen?

Ich kann sagen, wie alle sagen, dass die Lage kontrollierbar ist. Es gibt keine starken Sturmhandlungen wie im Winter. Wir waren dort vom November, es gab Sturmhandlungen mit Panzerfahrzeugen, mit Kampfpanzern, sie rückten ständig mit Schützenpanzern vor, wir halten aber stand. Um im Winter, als wir rotierten, überließen wir unsere Stellungen einer anderen Einheit. Wir zogen nicht zurück, etwa 100 bis 200 Meter rückten wir vor. Jetzt bleiben wir stehen, weil es viel vermint sind und die Russen viel Minen aus der Distanz verlegen. Unser Ziel ist es aber, niemand wird die Stellungen aufgeben. Im Winter, im Sommer konnten sie unsere Stellungen nicht einnehmen und jetzt werden sie nicht einnehmen. Es geht nur vorwärts, im Schritttempo, 100, 200 Meter einzunehmen, zurückzuerobern und in die Grünanlagen einzuziehen, um mehr Schützengräben, die Stellungen zu bauen und sie besser zu halten.

Zu Beginn haben Sie über Ihre Erfahrungen im zivilen Leben erzählt, Sie…

Bagger-Bulldozer-Fahrer.

Haben Ihnen diese Fähigkeiten beim Fahren mit Fahrzeugen im Krieg geholfen?

Das waren zivile Maschinen, und keine militärische. Eigentlich die gleiche Kettenmaschine, man kann sie also fahren, aber sie in die Schlacht und ins Feuer zu führen, ist eine andere Sache. Es ist kein Problem, wenn es notwendig sein wird, sich an das Steuer zu setzen, man muss einfach die Maschinendaten kennen, wozu diese Technik fähig ist, und vor allem, wozu die Mechaniker und Schützen fähig sind. Sie haben jetzt, sagen wir, in diesen Schlachten bereits sehr gut trainiert, aus geschlossenen Positionen auf den Feind zu feuern, nicht direkt, wenn du fährst, und dort ihre Artillerie auf jeden Fall dich angreift, oder FPV-Drohnen ... Aber so, wenn du aus der geschlossenen Position hineinfährst, bis sie kapieren, wo es geschossen wird, oder woher es fliegt. Sie sind auch keine Dummköpfe, ihre Geräte für elektronische Kriegsführung sind auch im Einsatz, sie haben visuelle Beobachtung. Und wir hören aus den Abhörungen: Ja, sie hören gepanzerte Fahrzeuge, lassen FPV-Drohnen starten, ziehen Artillerie heran. Und in diesem Moment, wenn wir eine gewisse Zeit haben, können wir sicher attackieren und schnell aus dieser Deckung verschwinden.

Noch zu Richtung Lyman, was können Sie über die Befestigungen sagen, wie ist die Situation damit?

Im Winter war sie, also ich würde sagen, schwächer, wir bereiteten sie erst mal vor. Im Moment gehen die Befestigungsarbeiten dort sehr schnell voran, und Panzergräben, „Zähne“, Stacheldraht, alles ist da. Es ist nur so: man will einfach nicht an dieser Grenze festklammern, denn man wird vielleicht in Zukunft sie doch weiter verschieben müssen ...

Was würden Sie also jungen Leuten sagen, die gerade dabei sind, sich den Streitkräften anzuschließen?

Was kann man sagen? Lernen hat noch niemanden gestört, schreibt euch alles hinter die Ohren, die Technologien stehen nicht auf einer Stelle. Im Internet lernt ihr die Medizin, die Taktiken, das Schießen, all das wird auf jeden Fall zugutekommen. Wie viele unserer Jungs sind gefallen, ich glaube nicht, dass die Jungs sagen werden: Lasst uns mit diesen bestehenden Grenzen Schluss machen. Nein, das ist meine Meinung, ich glaube, dass wir unsere Grenzen erreichen sollten, die, die es waren, und niemand soll uns irgendwelche seine Regeln diktieren. Junge Leute müssen lernen, es wird ihnen sowieso nicht entgehen, je mehr sie fragen, desto mehr kann euch eingeholfen oder gezeigt wedren. Wenn ihr nicht fragt, gibt es zwei Positionen: Entweder wisst ihr alles perfekt, oder es ist euch egal.

Was würde für Sie ein Sieg bedeuten und haben Sie irgendwelche Wünsche, Pläne, Träume für den Tag, an dem der Krieg in der Ukraine endet?

Trotzdem wird es ein großer Sieg sein, und er wird egal mit welchen Kräften sein, mit unseren eigenen oder mit den jungen Leuten, die kommen werden, der Sieg wird errungen. Und Träume, ja, es gibt Träume: nach dem Krieg zu allen Orten fahren, an denen ich war, sich einfach erinnern, schon in Friedenszeiten, an die Zeit, als es dort Aufgaben, Schlachten gab. Einfach auf das alles schauen und sich erinnern, dass du noch am Leben bist, dass du gesehen und verteidigt hast, das ist es, wofür du gekämpft hast.

Diana Slawinska

Diana Slawinska

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