In der neuen Ausgabe des Projekts „Kommandeure unseres Sieges“ ist Wolodymyr Popelyschyn, der Offizier des Gefechtsstandes des Stabs der 16. selbständigen Armeefliegerbrigade „Brody“. Von seinen Entscheidungen und dem Handeln des Personals hängt der Erfolg jedes Kampfeinsatzes der Heeresluftwaffe ab. Wolodymyr Popelyschyn stellte sich zur Verteidigung des Landes noch in 2014. Er nahm an erbitterten Kämpfen um den Flughafen Donezk teil. Den Beginn der umfassenden russischen Invasion traf er in der Region Kyjiw. Weiteres zum Kampfweg des Kommandeurs erfahren Sie im Interview.
Sie sind der Chef der Kampfleitgruppe. Erzählen Sie, was es bedeutet, womit Sie sich befassen und warum Sie so wichtig sind.
Die Luftwaffe sind nicht nur Piloten und Mittel, das fliegt, ein Flugschiff, sondern auch eine Reihe von Maßnahmen, ohne die ein Flugzeug einfach nicht abheben kann, um eine Kampfaufgabe zu erfüllen. Es gibt verschiedene Zusatzfunktionen, um die Aufgabe erfolgreich zu erfüllen, das Ziel präzise zu treffen und sich sicher aus dem Angriffsort zurückzuziehen. Deshalb wurden in der Armeeluftwaffe solche Kampfleitgruppen wie unsere geschaffen.
Es geht also sowohl um technischen Zustand als auch um die Munitionsladung?
Wenn es um ein multifunktionales Team geht, so gehören Offiziere des Flugingenieurdienstes und verschiedene Hilfsmittel zum Starten von Hubschraubern und Flugzeugen dazu ...
Und wahrscheinlich noch Aufklärung.
Bei der Aufklärung geht es schon um die vorgeschobenen Ziele der Schützen, sie sind auch Teil von Kampfleitgruppen. Wenn ein Komplex von Maßnahmen vorbereitet wird, wenn wir beispielsweise eine ganze Gruppe haben, die sich auf den Betrieb von Absprungplätzen konzentriert, dann gehören hierhin viele weitere Offiziere und Zeitsoldaten, um die Aufgabe der Kampfluftwaffe erfolgreich zu erfüllen.
Welche Aufgaben haben Sie und ihr Personal?
Unsere Piloten nennen meine Funktion „Augen am Boden“
Wenn es um ein multifunktionales Team handelt, sind das Waffenbeladung von Luftfahrzeugen, ihr Zustand, Inspektion, Instandsetzung, Betankung, Start sowie ist die die medizinische Evakuierung die Aufgabe der Gruppe auf einem temporären Flugplatz. Meine Funktion nennen unsere Piloten „Augen am Boden“. Der Pilot im Kampfeinsatz kann viel weniger das Gefechtsfeld beobachten als ein Mensch am Boden und an der Frontlinie in der Nähe des Feindes. Und so teilen wir dem Piloten per Funk mit, wohin er fliegen soll, mit welcher Geschwindigkeit, auf welchem Kurs, wann er schießen und wohin er sich zurückfliegen soll. Und die Flugzeugbesatzung befolgt unseren Anweisungen für einen sicheren Hinflug, einen Angriff und einen sicheren Rückflug. Wenn es keine solche Person gibt, wird das Flugzeug einfach nicht zum Angriff fliegen.
Es klingt ziemlich einfach, aber es ist eine titanische Arbeit, es gibt viele Prozesse.
Angefangen von der Wahl des Ziels, von der Wahl eines Luftangriffsmittels – das alles teilt der Beobachter mit, der sich an der Vorderlinie befindet. Es geht darum, ob man einschlagen kann, wie tief muss man vom Hubschrauber und kann man überhaupt vom Hubschrauber schießen, um dieses Ziel treffen zu können. Der Feind verfügt doch auch über Vernichtungsmittel. Alles hängt von der Wahl des Betreibers an der Vorderlinie. Wenn er normal, qualitativ das Ziel wählt, und die Daten dieses Ziels den Luftangriffsmitteln passen werden, so wird die Aufgabe meines Erachtens zu 70 Prozent erfolgreich erfüllt.

Sie haben sich noch 2014 für das Land eingesetzt, welche Aufgaben hatten Sie damals?
Das Jahr 2014 unterscheidet sich vom Jahr 2022 dadurch, dass die Entwicklung der technischen Versorgung einen großen Schritt gemacht hat. Wir konnten 2014 mehr oder weniger sicher mit Besatzung sprechen. Wir konnten mit einer Funkstation (auf das Ziel – Red.) einweisen. Die Besatzung feuerte ab und zog sich zurück. Jetzt ist so was unmöglich. 2014 gab es keine so groß angelegte Offensive, es war lokaler, bezirklicher, man konnte sich annähern. 2014 war es etwas einfacher zu kämpfen.
Welche Aufgaben hatte damals die Luftwaffe?
Die schwierigsten. Für den Flughafen Donezk kämpften z.B. unsere Armeefliegerkräfte, wie auch für den Flughafen Luhansk 2014. Unser strategischer Flugplatz war in Kramatorsk, wir starteten von ihm und flogen Luftschläge. Damals gab es mehr Freiraum, mehr Möglichkeiten.
Welche von diesen schwierigen Operationen blieben in Erinnerung?
Seit 2014 bis 2018 waren wir ständig an der vordersten Frontlinie
Das war eine Erfahrung, die 2022 für mich sehr wichtig war. Erstens waren feindliche Angriffe 2022 für mich nichts Neues. Seit 2014 bis 2018 waren wir ständig an der vordersten Frontlinie, wir waren für die Brigaden zuständig, wir fuhren dorthin, beobachteten Flugrouten für Hubschrauber, feindliche Ziele für Luftangriffe. Das war das Jahr 2014, alles war sozusagen statisch, jetzt ist alles in Bewegung und verändert sich viel öfter.
Wie werden Sie daran angepasst, weil sie gesagt haben, dass alles früher sicherer war, also die Kommunikation?
Unsere Funkverbindung wurde z.B. gekappt, man muss auch andere Lösungen finden. Wir umfliegen davor die Ziele, die wir angreifen wollen, erfahren alles über sie, mit welchen Waffen können sie getroffen werden und dann setzen unsere Flieger ohne Funk ein. Vor dem Einsatz erhalten sie von uns alles, was erforderlich ist, während des Angriffs befinden wir uns im Gebiet, von dem Raketen abgefeuert werden. Jetzt laden wir die Ziele herunter, wir beobachten, wie die Hubschrauber fliegen und der Hubschrauber sieht, wo wir sind, alles live, online.
Es geht also um eine ständige technische Entwicklung?
Genau. 2014 wusste niemand, was ein „Mavic“, ein Quadrocopter ist, jetzt fühlt sich der Soldat ohne sie nicht gut.
Haben die Drohnen auch mit ihrer Arbeit zu tun?
Stimmt, wir umfliegen ja die Ziele, beobachten sie, werten sie aus, sammeln Daten, wo Störsender im Einsatz sind, wo es keine gibt, aus welcher Richtung muss der Hubschrauber besser fliegen, wo der Flugkorridor sicherer sein wird, das alles wird im Vorfeld des Angriffs bestimmt.
Vor der umfassenden Invasion Russlands fuhren Sie mit dem Personal zu einem Manöver. Wie war es?
Das war am 15. Februar (2022 – Red.). Ich habe so verstanden, dass es einer der ersten Gefechtsbefehle, vielleicht auch der erste Gefechtsbefehl der Landstreitkräfte war. Erinnern Sie sich daran, dass Russland 2022 in Belarus für eine gemeinsame Militärübung war, dort die Truppen anhäufte und dann einen Angriff auf unsere Ukraine startete. Aber all dies machten sie unter Vorwand eines Manövers. Sie hatten das Manöver und wir machten gleichzeitig unser Manöver. Es wurde vielleicht der Gefechtsbefehl der Landstreitkräfte unterzeichnet, um einen Feuerleittrupp zu schicken und einen provisorischen Flugplatz für Hubschrauber in einer Siedlung, in Kyjiw einzurichten.

Ihnen war es aber nicht klar, dass die Invasion erfolgt?
Ich kann Ihnen sagen, dass es vielen nicht klar war. Wir machten uns auf den Weg und hatten 120 Schuss Munition für ein Sturmgewehr, das war alles, mehr nichts.
Dieses Manöver stand im Zusammenhang mit dem, was später passierte?
Wissen Sie, die Übung gab es gar nicht, denn als wir am 15. Februar (2022 – Red.) in Kyjiw ankamen, wurden wir abgeholt und uns zeigte man einen Standort für unser Feldlager, wir haben das Feldlager eingerichtet. Am 15. Februar kam ein Vorgesetzter aus dem Kommando Armeefliegerkräfte und erzählte uns etwas, wir haben einen Platz für die Stationierung der Hubschrauber gewählt. Das nahm etwas Zeit in Anspruch, bis alles erledigt wurde. Am 17. Februar begannen wir mit dem Umfliegen dieses Platzes. Was das bedeutet? Das ist ein Anflug mit der Landung von zwei Hubschraubern, dann der Start und der weitere Flug (das war schon am 17. Februar). Dann erhielten wir Munition, Waffen, dann machten wir das einsatzfähig und wir sind schon am 24. Februar.
Wie viel waren Sie bereit, auch moralisch, dieser Herausforderung zu begegnen?
Bis zum Schluss konnte man es nicht fassen, dass es im 21. Jahrhundert in der Mitte Europas einen großangelegten Einmarsch, überhaupt einen Krieg geben kann, dass jemand genug Verstand hat, um dies zu tun. Es hat sich herausgestellt, jemand hatte genug Verstand dafür. Im Prinzip waren wir dafür bereit.
Wie entwickelten sich die Ereignisse weiter?
Wir haben ein Feldlager errichtet, gleich an der Straßenkreuzung. Ein Lastwagen war immer auf der Straße unterwegs. Da sagte ich; Halt dieses Auto, prüft Papiere des Fahrers. Sie stoppten das Auto, er stieg aus, begrüßte uns, ich sah mir seine Dokumente an. Bei mir war ein Offizier, der Bekannte im Innenministerium hatte. Er hat sich in Datenbanken nachgeschlagen – der Fahrer ist ein normaler Typ, der Serhij heißt, er begann mit uns in Kontakt zu treten. Als er sah, wohin die ganze Situation führte, kam er immer mehr mit uns in Kontakt. Am 22.-23. Februar erhielten bereits Zivilisten Waffe. Er kam zu mir und fragte, was zu tun ist. Wir begannen ihn im Umgang mit Waffen auszubilden (er gehörte zur territorialen Gemeinde Kyjiws, gleichzeitig wurde die Territoriale Verteidigung gebildet).Wir haben ihre Territoriale Verteidigung in unsere Gruppe aufgenommen. Sie haben uns im Folgenden sehr geholfen.
Am 24. Februar um zwei Uhr morgens rief mich der Einheitskommandeur an und sagte, dass etwas nicht Gutes geplant wird. Er war am 22. bei uns, sah sich alles an, wie das auf dem Platz stand, und sagte mir: Verteile deine transportable Munition und Tanker in verschiedene Richtungen und räume, wenn es möglich wird, nicht transportable Munition vom Boden weg (ich hatte 25 Tonnen Flugmunition). Von halb fünf waren wir im Bunker (wir zogen uns von unserem Lager) bis Viertel vor sechs. Dann wurden die Leute nervös und sagten, sie müssten sich waschen, frühstücken und ins Lager zurückkehren. Um Viertel vor sechs kehrten wir ins Lager zurück, ich kontaktierte den Kommandeur wieder, ich sagte, bei uns sei alles ruhig, nichts sei passiert, er antwortete: Es ist gut, dass es ruhig ist, es scheint, als wäre es vorbei. Ich habe gerade aufgelegt und bin auf den Steg zwischen den Autos und dem Anhänger gegangen, als ich drei, vier Einschläge hörte …
So gegen acht Uhr erhielt ich einen Anruf vom Kommando, um den ersten Verletzten aufzunehmen und die Hubschrauberbesatzungen, die auf den Flugplätzen in Kyjiw stationiert waren, zu evakuieren und zu stationieren. Und unser „Karussell“ begann. Was bedeutet das? Ein Paar Hubschrauber landet, wir tanken sie auf, laden sie, und sie fliegen weg, ein zweites Paar kommt nach ihnen, tankt ebenfalls auf, lädt und fliegt ebenfalls weg. Und das „Karussell“ bedeutet, dass sie immer die Runde durch den Absprungflugplatz machen. Welche Rolle spielt der Absprungflugplatz? Er kürzt die Zeit zum Auftanken, Laden und für den Flug selbst von Angriff zu Angriff. Je näher der Absprungflugplatz an den Kampfhandlungen liegt, desto kürzer ist die Zeit für den nächsten Angriff. Und wir haben am ersten Kriegstag ziemlich viel Hubschrauber aufgetankt und geladen.
Wie viele Male könnte es an einem Tag sein, wie viel Zeit braucht man, um einen Hubschrauber vollständig zu laden?
Mit Leuten, die ich hatte, 36 Menschen, konnte man vollständig und schnell nicht schaffen. Deshalb habe ich gesagt, dass uns Einheiten der Territorialverteidigung sehr geholfen hat. Sogar die Piloten selbst waren erstaunt, als sie sahen, wie Zivilisten eine Rakete in die Hände nehmen, zum Hubschrauber rennen und ihn laden.
Und so was gab es auch?
Ja, sie haben ihre Territorialverteidigung mit einer solchen Tat aufgefüllt, das auch uns den Vorteil brachte. Wir haben es also geschafft, und die Ladung, also, ein Hubschrauber muss mit 40 ungelenkten Raketen und zwei Tonnen Flugbrennstoff geladen werden. Das Laden für ein Paar Hubschrauber dauerte bei uns etwa 20–25 Minuten.

Und wie viele solche Ladungen gab es an einem Tag?
Es hätte 7–8–10 sein können.
Die russische Luftwaffe flog damals in Strömen und war überlegen. Wie konnten wir dem standhalten?
Sie flogen in Strömen und hatten zum Ziel, die ganze Luftwaffe der Ukraine zu zerstören. Sie waren zu 100 Prozent sicher, dass es ihnen gelungen war. Unser erster Verletzter war aber bei einem Kampfeinsatz unseres Hubschraubers über dem Flughafen Hostomel (in der Nähe von Kyjiw – Red.) und feuerte auf ihre Stellplätze ab, auf ihre Hubschrauber, wo ihre Techniker und Wachsoldaten hin und her gingen. Unser Hubschrauber flog dorthin und griff sie an.
Wovon waren sie überzeigt?
Das alles durch war, dass es unsere Luftwaffe in der Luft überhaupt nicht gibt. Unser Hubschrauber feuerte alles ab, was er hatte und flog ab. Ein Co-Pilot wurde verwundet. Und dann verstanden sie, dass alles nicht nach Plan läuft. Als die Heeresflieger Hostomel angriffen und dann alle Militärkolonnen angriffen, die sich aus Richtung Belarus nach Kyjiw bewegten, fast alle Kolonnen wurden von Hubschraubern angegriffen. Vielleicht wusste jemand, dass es zu einer solcher Situation kommt, dass eine umfassende Invasion erfolgt, jemand wusste nicht, aber diese von der Führung der ukrainischen Streitkräfte, der Landstreitkräfte geplanten Maßnahmen halfen uns, dass wir in diesen ersten Tagen hielten konnten und den Besatzern einen starken Wiederstand leisteten.
Wenn sie Zerstörungen der russischen Luftwaffe beobachteten, die Ergebnisse ihrer Arbeit, welche Gefühle Sie empfunden?
Ich war ein wenig stolz auf mich und mein Personal, dass ich konnte, meine Aufgaben ohne Verluste und sogar ohne Beschädigungen unserer Luftgeräte zu erfüllen.
Wie unterstützten Sie das Personal, wie war die Koordination in diesen ersten Stunden, Minuten?
Wissen Sie, ich habe sofort gesehen, wer seit 2014 bei der Abwehr der Offensiven, der Aggression teilnahm und wer nicht. Denn nach den ersten Schlägen auf Kyjiw bemerkte ich, dass einige erstarrt waren, die anderen blasse Gesichter und schwere Beine hatten. Man musste mit jedem sprechen, jeden auf die Arbeit vorbereiten. Es gab sehr viele Gespräche, ohne Gespräche, ohne begründete Erläuterungen würden die Menschen nicht aushalten, sie würden psychisch zusammenbrechen.
Ist es Ihnen aber gelungen, sie zu motivieren?
Ja, das stimmt. Und nicht nur mein Personal. Die Soldaten der territorialen Verteidigungskräfte arbeiteten mit mir auch zusammen, sehr gut, alle Besatzungen, die in Kyjiw stationiert waren, holte ich zu mir, wo Schutzräume waren, für jeden fand ich eine Beschäftigung. Die Besatzungen, die nicht im Einsatz waren, beschäftigten sich mit den Territorialen Kräften, schulten sie im Umgang mit Waffen+, es gab minimale Schießübungen.
Ich möchte noch etwas über ihre Arbeit fragen. Sie haben über 20 Tonnen Munition gesprochen?
Fünfundzwanzig.
Das ist eine erstaunliche Zahl. Wie haben Sie damit gearbeitet?
Ich sage aber, die Jungs aus den territorialen Verteidigungskräften halfen, alle meine Soldaten waren mit der Arbeit beschäftigt, niemand hat eine Minute Zeit für Blödsinn, manchmal hatte man keine Zeit, seine Angehörigen, Verwandten anzurufen. Denn alle arbeiteten und wussten, wofür sie arbeiten, dass wir gerade in den ersten Tagen halten und siegen müssen. Wir hatten einen Platz, es gab einen Befehl, zurückzuziehen, wie sind zurückgezogen. Die Kyjiwer Operation dauerte meiner Meinung nach bis zum 8. März und am 3. März habe ich den Befehl erhalten, den Ort zu verlassen. Es gab aber viel Munition, etwas musste mit ihr getan werden. Wie versteckten wieder mit den territorialen Verteidigungskräften die Munition, die später dann weggebracht wurde.
Wie haben Sie ihre Arbeit organisiert, unter Berücksichtigung, dass provisorische Flugplätze ein wichtiges Ziel für den Feind sind. Gab es Fälle, dass ein dringender Ortswechsel erforderlich war?
Ja, Wir wechselten die Orte. Dort, wo unser Basislager war, standen wird einfach im offenen Gelände. Nachdem eine großangelegte Offensive begonnen hatte, mussten wie von dort verlegt wurden, weil feindliche Drohnen uns beobachten könnten, zu 100 Prozent. Wir wechselten den Standort buchstäblich zweimal in sechs bis sieben Tagen, das bedeutet Tonnen Güter zu tragen und zu transportieren.
Neben der Kyjiwer Operation gab es andere Operationen?
Ja. Ich fuhr dann mit der 28. Brigade, Mykolajiw (Stadt in der Südukraine – Red.) zu verteidigen. Wir haben Mykolajiw verteidigt und die Verteidigungslinie stabilisiert. Dann die Operation in der 95. Brigade, vom Anfang bis zum Ende, bis zur Ortschaft Kreminna. Die Operation mit der 95. Brigade war auch sehr schwer. In der 72. Brigade war ich bei Wuhledar, die Stadt war damals unser. Schwere Frontabschnitte.
Sie sagen „schwere Einsätze“. Was ist für Sie am schwierigsten?
Fünf bis sechs Einschläge am Tag, bei denen du sein musst, auch beim Sturmangriff. Im Allgemeinen ist es schwierig, weil sich die Ziele sehr schnell ändern, es gibt praktisch keine "konstanten“ Ziele. Ein Ziel zu wählen ist auch eine Vereinbarung. Abstimmung mit dem Brigadekommandeur, mit Bataillonskommandeuren, um nicht zufällig irgendwo in eigene Truppen einzuschlagen, weil es einen ständigen Wechsel der Kontaktlinie gibt, die ebenfalls überwacht werden muss. Also sechs Einschläge am Tag - am Ende des Tages will man einfach nichts mehr, nur irgendwo hinfallen und sich ausruhen, trotz der Tatsache, dass von der Seite sogar Geschosse fallen.
Sie tragen die Verantwortung für die Flugbesatzung. Wie empfinden Sie diese Verantwortung?
Glauben Sie, Gott sei Dank, gibt es keine Verluste in meiner Richtung. Man erlebt aber jedes Mal, wie zum ersten Mal.
Ich wünsche Ihnen, dass es auch weiterhin so bleibt, dass alle Piloten und Crews immer wieder unverletzt zurückkehren. Gab es eine Situation, in der Sie mit dem Piloten in Kontakt stehen und, um Spannungen abzubauen, Witze machen?
Ja, und auch bei der Vorbereitung scherzen wir, und während des Fluges scherzen wir, und während der Rückkehr scherzen wir. Wir scherzen nicht nur in dem Moment, in dem wir zum Kampf gehen. Dann muss dort schon alles klar sein, bis auf die Millisekunde gerechnet. Wann dieser Knopf zu drücken ist, wann Raketen zu starten sind - keine Zeit mehr für Witze. Aber wenn er (Pilot – Red.) geschossen hat, und man sieht, dass alles in Ordnung ist, alles sicher ist, niemand jagt ihm hinterher, eine FPV oder Orlan, da kann man schon wieder scherzen.
Hat es andere Fälle gegeben?
Ja. Wenn im Moment des Raketenstarts eine FPV-Drohne erscheint, das war's, es ist die Umkehr, und man folgt schon dieser Drohne und schreit ins Walkie-Talkie (obwohl man das nicht tun darf): „Die Drohne jagt euch!“, man beginnt abzuwenden und wegzufliegen. Er wird begleitet und man sagt ihm, wo die Drohne ist, holt sie auf oder nicht. Aber selbst in einer solchen Situation muss man ruhig bleiben. Denn jede falsche Bewegung kann zum Absturz führen. Du wirst dafür verantwortlich sein, weil er unter deiner Kontrolle ist, du kontrollierst ihn.
Gibt es unter den getroffenen Zielen ein Ziel, auf das Sie stolz sind?
Na ja, bei uns gibt es vor allem Schützengräben, Infanterie, leichte Panzerfahrzeuge, es gibt fast immer Treffer, das Abfangen. Es wäre nicht leicht, ohne unsere Flieger. Auch einfach den Feind zurückzuhalten, funktioniert sehr gut. Ich möchte, dass die Reichweite für unsere Raketen um einen Kilometer erhöht würden, und dann wird alles gut. Wenn wir die Reichweite um einen Kilometer erhöhen, dann können wir, glaube ich, den Feind besiegen.
Sagen Sie, mit welchen Waffen arbeiteten Sie, wie passen Sie sich an etwas Neues an?
Klar, uns helfen westliche Partner. Unsere Munition haben wir schon verbraucht und verwenden ausländische Waffensysteme. Wir fahren in ein Land, das uns Hilfe leistet, werden dort geschult, man zeigt uns, wie alles funktioniert, wie weit das System fliegen kann, seine technischen Daten. Und dennoch verbessern wir es hier immer noch und probieren andere Wege und Methoden ihres Einsatzes aus, um die Reichweite zu erhöhen. Und das schaffen wir, die westlichen Partner sind sehr überrascht, dass wir sie erhöhen können, sie wussten das gar nicht, das so etwas möglich ist..

Wie beurteilen Sie das Niveau der jetzigen Luftwaffe der Ukraine, was konnte erreicht, verändert werden und was fehlt noch?
Es gibt schon Entwicklungen, wir haben unseren ausländischen Partner ganz genau gesagt was wir brauchen, was fehlt, woran auch sorgfältig gearbeitet wird. Was haben wir erreicht? Ich werde Ihnen von meiner Brigade erzählen. Ich denke, dass unsere 16. Brigade alle ihre Aufgaben so einwandfrei erfüllte, dass mein Brigadekommandeur zum Befehlshaber ernannt wurde. Ich glaube, dass man über die 16. Brigade noch reden wird, wir haben einige Entwicklungen und Varianten.
Aber das ist noch eine Überraschung für den Feind?
Ja.
Wie sehen Sie die ukrainische Luftfahrt der Zukunft?
Ich möchte sie unbemannt sehen, damit der Pilot vom Boden aus (unbemannte Luftfahrzeuge – Red.) steuert, damit die Familien ihren Väter abwarten, damit Piloten in solchen Kämpfen wie jetzt nicht sterben.
Stellen Sie die Frage an sich, was würde ich anders tun?
Natürlich, ich habe aber niemals eine Antwort darauf.
Konnte es anders nicht sein?
So war’s bei mir: Alles, Ende mit dem Kyjiwer Einsatz, ich erhalte einen Befehl die Gruppe zu verlassen. Die Besatzung und Bedienungskräfte sollen in drei Hubschrauber einsteigen, ich, als der Leiter, muss auch mit ihnen sein. Wir müssen zum Stationierungsort fliegen. In der Nacht habe ich nicht geschlafen. Ich rief den Kommandeur an, sprach mit ihm, sagte ihm, ich erfülle diesen Befehl. Ich habe ihn aber nicht erfüllt, ich wusste nicht, was ich dem Personal sagen muss. Ich habe ihnen doch immer gesagt, dass wir ein Team sind. Ich habe ihnen einfach nicht gesagt und diesen Befehl nicht erfüllt.
Als Sie also gesehen haben, dass das nicht möglich ist, haben Sie verteidigt?
Ja, ich habe verteidigt. Der Kommandeur sagte: „Wolodju, du bist Offizier, triff deine Entscheidung, durchbrich an diesem Ort“. Ich meinerseits habe verstanden, er gab mir grünes Licht, bei meinem Team zu bleiben. Wir haben ohne Verluste durchbrochen.
Wenn wir die ukrainische und die russische Luftwaffe vergleichen, was sind unsere Stärken, was haben wir, was der Feind nicht hat?
Jetzt wird die Kampfführung bei mir mit voller Improvisierung assoziiert. Wir auch haben genug Vernunft, um eine Situation zu improvisieren, die für uns total ungünstig ist, um sie in eine Richtung zu drehen, die für uns vorteilhaft ist. Der Feind kann sogar darauf nicht hoffen, er versucht unsere Methoden zu wiederholen. Es gelingt ihm das nicht, er hat zu wenig Vernunft dafür. Wir haben Flüge unserer ungelenkten Rakete erhöht, der Feind sah, versuchte, das zu wiederholen - er traf rein in die Vorderlinie seiner Truppen.
Eben seiner Truppen?
Seiner Truppen. 95 Prozent Einschläge auf seine Truppen. Sie haben sich darauf verzichtet.
Über die Luftwaffe, Piloten sprechen wir in diesem Studio besonders vorsichtig, darüber, in welcher Richtung sind Sie jetzt, welche Operationen erfüllen…
Die vorige Richtung war die Region Charkiw, bei Wowtschansk. Das war kein schlechter Einsatz. Innerhalb von zwei Monaten wurden 60 Luftangriffe verübt. Ich glaube, ein normales Ergebnis. Der Feind wurde gestoppt, die Situation wurde stabilisiert.
In welchem Zeitraum war das?
August-September des vorigen Jahres. Danach wurde ich bei den Aufgaben bezüglich der Luftziele des Gegners eingesetzt.
Der Feind terrorisiert ständig unsere Städte und Zivilisten mit Angriffen, insbesondere mit Angriffsdrohnen „Shahed“. Was könnte man dagegen tun?
Es wird bereits gemacht, die Arbeit wird erledigt, es wird einfach der feindlichen Luftabwehr und seinen Feuermitteln, die sich im Grenzgebiet befinden, große Aufmerksamkeit geschenkt. Näher als es die technischen Vorgaben zulassen, können wir nicht heranfliegen. Je höher die Flughöhe, desto größer ist die Reichweite der feindlichen Luftabwehr. Daher muss man in tieferer Höhe fliegen, und der Kilometersatz reicht nicht aus, um mehr Städte zu schützen. Man will alle schützen, aber das gelingt nicht.
Ist das also die Hauptschwierigkeit oder gibt es noch etwas anderes?
Ich glaube schon.
Was können Sie über die Routen sagen, die der Feind benutzt, um zu verwirren?
Ja, er manipuliert, Drohnen dringen in das Territorium der Ukraine ein, drehen dann um, fliegen in die entgegengesetzte Richtung und greifen irgendein Dorf an. Sehr viele fliegen über Weißrussland an. Wir können nicht dorthin fliegen und etwas mit ihnen machen, auch fliegen viele Drohnen über die 22. Zone. Der Feind nutzt solche Abschnitte der Gegend, die für uns nicht erreichbar sind. Wir kennen sie gut, sie kommen also vom Meer aus entlang der Grenze zu Moldawien, über Transnistrien, da kommen wir nicht hin.
Aber man würde gerne eine Reaktion aus anderen Ländern sehen.
Ja. Ich selbst habe beispielsweise beobachtet, wie eine Rakete durch Rumänien flog und unser Transkarpaten traf. Es gab keine Reaktion. Sie flogen durch Moldawien, auch dann gab es keine Reaktion. Aus Weißrussland, da sage ich schon gar nichts, sie fliegen täglich von dort.
Sie haben das Problem erwähnt, dass wir auf bestimmte Entfernungen nicht anfliegen können, um sie zu neutralisieren. Aber gibt es hinsichtlich der Anzahl der Raketen, die ihnen entgegenwirken sollen, irgendwelche Probleme?
Wem entgegenwirken? Drohnen?
Drohnen.
Dafür werden keine Raketen benötigt, sie werden nicht mit Raketen abgeschossen.
Mit „Patriot“ (amerikanisches Flugabwehrraketensystem – Red.)?
Wir schießen Drohnen mit Kleinwaffen ab. Na, ich denke, es ist kein Geheimnis mehr, denn das Internet ist voll damit, die Videos zeigen das. Man braucht keine Rakete zum Abschuss.
Ist das effektiver?
Es ist sehr günstig und sehr effektiv.
Und wir setzen die Patriots schon dann ein, wenn ...
Raketen. Wenn Hochgeschwindigkeitsziele, dann Raketen – ja. Und dieser Shahed (Kamikaze-Drohnen – Red.) gilt nicht als Geschwindigkeitsziel. Zudem merkt man jetzt, dass der Feind Probleme mit den „Shaheds“ hat. Er setzt nun weniger „Shaheds“ ein, und mehr „Gerbera“, sie sind kleiner als die „Shaheds“, sie tragen weniger Sprengstoff. Es werden schon mehr Parodien gefertigt, die einfach nur die Funkwellen unserer Luftabwehr belasten, damit wir auf diese Ziele reagieren, aber sie selbst tragen nichts Gefährliches in sich.
Das deutet also auf einen Mangel hin, darauf, dass es mit dieser Produktion nicht so gut läuft?
Bei ihnen ja.
Traditionell fragen wir unsere Gäste nach dem Sieg. Wie sehen Sie ihn und was würde Ihnen ein Sieg bedeuten?
Was bedeutet das? Es wird nicht möglich sein, dass alle zurückkehren. Na, zumindest eine Entschädigung für das, was sie getan haben. Und in welchem Ausmaß das sein wird, weiß ich gar nicht, denn sie haben uns so viel Übel gebracht, dass kein Geld der Welt ausreichen wird, um das alles wiedergutzumachen. Wenn die russische Nation schlimmer wäre als die niedrigste Kaste in Indien, die niedrigste, so dass sie nirgends respektiert und nicht als Nation wahrgenommen wird, wäre das für mich ein Sieg. Vernichtung des Feindes mit Methoden, die es noch nie zuvor gegeben hat.
Das Gespräch führte Diana Slawinska
Foto: Danylo Antonjuk