„Ich habe gelogen, dass ich eine Prothese hatte, nicht zwei“
Die Geschichte von Wassyl Schtefko ging im März um die Welt.
Er überraschte alle, dass er mit zwei Prothesen in den Krieg zog: Herr Wassyl hat seit 2008 keine Beine mehr. Natürlich ist es schwierig, mit solchen besonderen Bedürfnissen in die Truppen zu gelangen, fast unrealistisch. Er versuchte es noch seit 2014. Aber sobald es um seine Prothesen ging, weigerten sich die Kommandeure, Herrn Wassyl in ihre Einheiten aufzunehmen.
Bei Aufstellung stand ich in der hinteren Reihe, der Militärkommissar sah aber nichts
Wir beginnen unser Gespräch und denken natürlich an Februar 2014 zurück. Dann stürmten alle Männer in der Ukraine Kriegskommissariate. Sie verstanden, dass man die Heimat vertteidigen musste. Unter ihnen war auch Wassyl.
– Ich bin am ersten Tag, den 24. Februar in das Kriegskommissariat gekommen. Es geht aber darum, dass der Kriegskommissar mich sehr gut kannte. Er hätte mich nie zur Armee einberufen. Ich habe mich mehrmals an ihn gewendet. Ich habe ihm gesagt, dass ich gut auf den Beinen stehe, dass ich ein guter Driver, widerstandsfähig, motiviert sei. Aber jeden Tag lehnte er meine Bitte, zur Armee einberufen zu werden, ab. Ich habe dann einfach vor Ort geholfen: Jungs zu fahren oder Lebensmittel, Wasser ins Kriegskommissariat zu bringen. Einmal begann ich Mädchen, Mitarbeiterinnen des Kriegskommissariats zu überzeugen: Ihr seht doch, er kennt mich, will mich aber nicht einberufen und wird dies nicht tun. Ich habe ihnen gesagt, dass ich nur eine Prothese habe. Ich gehe gut damit, fahre Auto. Ich habe eine gute Sicht und schieße gut. Kurz gesagt, ich habe sie überredet, mich in die Liste der Rekruten einzutragen.
Als wir bereits zum Versand aufgestellt waren, habe ich mich hinter den Rücken der Jungs versteckt, damit der Kriegskommissar mich nicht sehen könnte, sonst hätte er mir sofort abgesagt! Als wir Mukatschewo erreicht haben, machte ich mir keine Sorgen mehr. Niemand kannte mich doch dort. Keiner kann sagen, dass ich etwas anderes bin als Männer in meinem Alter.
Es gab da sehr viele Leute. Man fragte, wer zweifle, kommt nach vorne. Niemand hat die Reihe verlassen. Alle wissen, warum sie hierher gekommen sind. So bin ich auch mitgefahren, erzählte Wassyl Schtefko über seinen Trick.
WENN ALLE EINGESCHLAFEN WAREN, ENTFERNTE ICH PROTHESEN
Der Mann sagt, dass er in der 128. separaten Transkarpatischen Gebirgssturmbrigade dienen möchte. Mit seinen Landleuten. So geling ich in das erste Gebirgssturmbataillon. Dort war ich ein halbes Jahr. Die Bataillon wurde dann nach Transkarpatien verlegt. Und zurzeit bin ich als Fahrer in einer Militäreinheit tätig.
Bekanntlich, haben Lügen kurze Beine. Nicht ohne „Caming-out“ auch im Fall von Herrn Wassyl. Er sagte seinen Kommandeuren nichts über seine besonderen Bedürfnisse. Er befürchte deswegen Probleme und versuchte in den ersten Wochen seine Prothesen geheim zu halten.
Zuerst musste ich den GAS-66 fahren. Das war genug unbequem für mich. Der Wagen war zu hoch. Ich bat dann den Kommandeuren, den Wagen zu wechseln. Sie haben gefragt, ob mein Knie weht tue. Ich sagte, ja, das Knie. Er habe an typischen Fall erinnert, sagte Wassyl.
Aber man musste die Prothesen sowieso entfernen. Dafür wählte er einen Moment extra aus.
Das war ziemlich einfach. Wir haben doch geschlafen, ohne sich ausgezogen zu haben. Es war kalt. Manche haben sogar in Schuhen geschlafen. Ich machte das auch so. Aber ich musste meine Prothesen entfernen. Ich wartete, bis Jungs neben mit einschliefen und zu schnarchen begannen. Dann entfernte ich Prothesen und schlief ruhig. Am Morgen stand ich als erster auf, um meine Prothesen anzuziehen, teilte Herr Wassyl die Besonderheiten seiner Konspiration mit.
Plötzlich beginnt er zu lachen. Ich erzähle Euch gleich einen lustigen Fall.
Einmal kommt ein Waffenbruder aus Swaljawa am Morgen zu mir und sagt: Ich hätte heute Nacht fast einen Herzinfarkt deinetwegen gehabt! Ich frage, was lost sei. Er erzählt. Er sei mitten in der Nacht aufgewacht und sehe, meine Beine neben mit liegen. Alles ist ruhig, keine Explosionen und deine Beine liegen getrennt! Er hat meine Prothesen gesehen, da Decke nachts rutschte. Er war sehr erschrocken, lacht Wassyl Schtefko.
„CAMING-OUT“ WEGEN EINER GEBROCHENEN SCHRAUBE
Ich frage Wassyl, wie er schließlich entlarvt wurde und ob er vom Kommandeur wirklich Ärger bekommen habe.
– Man hat mich nach etwa der dritten Woche entlarvt. Damals habe ich einen anderen Wagen ZIL-131 erhalten. Es war ein bisschen leichter ein- und auszusteigen. Einmal sehe ich, dass mein rechtes Bein mich nicht gehorcht. Es stellte sich heraus, dass eine Schraube gebrochen ist. Die Schnitzerei ist kaputt, ich kann selbst nichts machen. Ich bat meinen Kollegen um Hilfe, mich zum Zimmer zu holen, wo es Werkzeuge gab. Ich wollte selbst reparieren. Aber ich kann das nicht schaffen. Es war ein Detail für die Schraube erforderlich. Ich bat den Kollegen, im Einkaufszentrum Epizentr den erforderlichen Teil zu kaufen.
Der Kollege kam aber zum Kommandeur, sich frei zu nehmen und in Epizentr zu fahren. Der Kommandeur fragte, wozu. „Die Beinprothese des Onkels Wassyl ist kaputt“, antwortete ehrlich mein Kollege. Der Kommandeur lief zu mir. „Hast du eine Prothese?!“, fragte er. Ich sage: Wieso eine? Zwei! Er polterte los: Waffen abgeben, Panzerweste ablegen, Wagen einsteigen und ins Spital!
Im Spital reparierte ein Spezialist meine Prothese. Man fragt nun mich, was werden Sie tun? Nach Hause? Nein, nicht nach Hause, sagte ich. Ich fahre zu meinen Kollegen. Dort habe ich viel zu tun. Lassen Sie mich, ich werde fahren.
Am nächsten Morgen ist wie immer die Aufstellung auf dem Platz. Der Kommandeur zeigt auf mich, erzählte, dass es in unseren Reihen einen Mann gebe, der mit Prothesen gekommen sei zu kämpfen. „Ich war selbst verrückt, aber so was gibt es bei uns“, sagte der Kommandeur, erinnert Schtefko.
- Hat sich das Verhalten der Waffenbrüder, der Kommandeure Ihnen gegenüber geändert, frage ich Schtefko.
- Na, man hat mich von manchen Diensten befreit. Obwohl ich sie binnen drei Wochen geleistet habe, wie alle. Ich werde das auch weiterhin machen, aber etwas zu beweisen, war vergeblich. Sie wiederholten die ganze Zeit: Wie hast du uns alle betrügen können? Ich sagte, ich habe jeden Tag zu Gott gebetet, damit ich nicht entlarvt und nicht nach Hause geschickt werde. Ich konnte doch in dieser Zeit zu Hause nicht sitzen! Ich weiß, ich kann kein Aufklärer sein, in den Unterstand kann ich auch nicht. Aber ich kann ein Auto fahren. Ich kann der Armee Nutzen bringen. Ich will dienen, die Heimat verteidigen.
DER VATER GELANG ZU SEINER ZEIT DIE FRONT AUCH DURCH BETRUG
Bemerkenswert ist, dass es in der Geschichte der Familie Schtefko bereits das zweite Mal ist es, dass Männer durch „Betrug“ in den Krieg geraten. Zu seiner Zeit, in den Jahren des Zweite Weltkriegs ging der Vater von Wasyl Schtefko auch freiwillig an die Front, ein wenig über sein Alter gemogelt zu haben.
Damals war der Vater erst 15 Jahre alt, aber er war hoch von Wuchs. Und die Menschen hatten keine Pässe, nichts. Wie gesagt, so haben sie geschrieben. Und sie nahmen ihn zum Heer, sagt Wassyl.
Ich betone, dass der Vater von Wassyl damals zusammen mit Russen gekämpft hat. Und jetzt kämpft Wassyl gegen sie.
So ist es. Russen sind Dreckskerle. Ich wusste es vor langer Zeit, weil ich lange Zeit in Russland Geld verdiente, wie alle Menschen aus Transkarpaten. Aber was ich während dieses Krieges über sie erfahren habe, hat sogar mich überrascht.
Wissen Sie, mein Vater hat eine interessante Geschichte über seinen Krieg erzählt. Die Russen kämpften auch damals so, wie sie es jetzt tun: ohne ihre eigenen zu bereuen. Mein Vater war in der Armee. Und hier ist der Kampf, sie greifen an, und der deutsche Maschinengewehrschütze tötet jeden, wer kommt, vernichtet einfach alle. Und unsere Kommandeure jagen uns von hinten zu Kugeln. Und wer sich auf den Boden legt und nicht vorwärts geht, um nicht unter Kugeln eines Maschinengewehrs zu sterben, kommt der russische Kommandeur zu ihm und sagt: Steh auf. Und wer nicht aufsteht, wird von ihm vor Ort erschossen. Dann schauten mein Vater und sein Freund aufeinander an, was zu tun sei: wir stehen auf - der Maschinenschütze tötet uns, wir stehen nicht auf - der russische Kommandeur tötet uns. Und wir haben nun den einzigen Ausgang gefunden, den Kommandeur zu erschießen. Wir haben so getan. Sie sind dann am Leben geblieben. Sie kämpften bis zum Sieg über die Deutschen, kehrten heim, heirateten, hatten Kinder.
2014 IN „AJDAR“ NICHT AUFGENOMMEN, WEIL ER DIE WAHRHEIT ÜBER PROTHESEN SAGTE
Ich frage den Soldaten, wie sind Nuancen des Dienstes in der Armee mit zwei Prothesen.
- Es gibt kaum Nuancen. Die Prothesen sind nun wie meine eigenen Beine. Aber es gibt ein gewisses Regime, das leicht ist, zu Hause einzuhalten. In der Armee ist es etwas schwieriger. Ich arbeite beispielsweise zu Hause und dann geht es weiter so, wie ich mich fühle. Bin ich müde geworden, lege ich die Prothesen für eine halbe oder eine Stunde ab. Ich erhole mich und danach setze ich meine Arbeit fort. In der Armee ist es nicht so. Ich wusste das. Aber sowieso wollte ich in die Streitkräfte der Ukraine. Mein Traum seit ich 14 Jahre alt war. Ich besuchte unsere Soldaten in Tschastja, kannte viele Jungs aus dem Bataillon Ajdar, ich wollte so sehr mit ihnen dienen. Ich wurde beinahe aufgenommen. Da sagte der Kompaniechef: Nein.
Ich habe damals die Wahrheit gesagt. Und jetzt habe ich gelogen. Ich habe Mädchen im Kriegskommissariat bewusst betrogen. Ich weiß, dass sie bestraft wurden. Es ist aber gut, dass die 128. Brigade eine Publikation veröffentlicht hatte. Sie beinhaltete meine Entschuldigung vor Mitarbeiter*innen aus unserem Kriegskommissariat. Ich weiß, dass keine Sanktionen meinetwegen gegen sie eingeführt wurden. Ich verstehe auch, dass mein Fall viele Menschen motiviert, in den Streitkräften der Ukraine zu dienen. Ich wollte doch so sehr meine Heimat verteidigen! Sehen Sie, diese Horde, die uns angreift, hat weder Gewissen noch Ehre. Wir müssen sie stoppen, ist Wassyl Schtefko überzeugt.
Der Mann sagt, dass seine Dorfgenossen aus dem Dorf Kuschnyzja im Rayon Irschawskyj ihn unterstützten. Vor dem Krieg sortierte Schtefko Müll und führ ihn ab. Er war als Einzelunternehmer (FOP) tätig und zahlte Gehalt an drei Arbeitnehmer. Nun haben die Leute Geld gesammelt und einen „kleinen Bus für den Onkel Wassyl“ angeschafft. Er fährt ihn auch jetzt. Er pflegt den Bus, wie man eine Frau pflegt. Er sagt, sein Vater habe ihm beigebracht, ein Auto immer in Ordnung zu halten, damit es gut fahre.
- Es war sehr angenehm, als mich ein Direktor aus Kyjiw angerufen habe. Ich war damals in der Armee. Ich arbeitete auf einer Baustelle in Kyjiw. Ich transportierte Beton mit dem Lastwagen. Es war sehr angenehm, dass man mich nicht vergisst, ruft an, unterstützt, sagt der Soldat.
ES GIBT KEIN GESETZT, DAS VERBIETET MENSCHEN MIT PROTHESEN ZU DIENEN
Ich möchte die Meinung von Herrn Wassyl erfahren, ob motivierte Menschen mit besonderen Bedürfnissen in den Streitkräften der Ukraine dienen dürfen.
Ich kann Ihnen nicht für andere sagen, hier muss jeder selbst entscheiden. Sascha wurde durch Streumunition verletzt. Es gibt dadurch praktisch keinen Tod. Aber die Menschen erleiden schwere Verletzungen: sie verlieren Arme und Beine. Auch Sascha wurde schwer verletz. Er wird in Deutschland rehabilitiert. Er lernt jetzt auf der Prothese zu gehen. Er hat mich angerufen und gesagt, dass er zur Armee zurückzukehren beabsichtige. „Die Ärzte wundern sich und ich sage ihnen, Onkel Wassyl diente bei uns. Er hat zwei Prothesen“, so Sascha.
Wassyl Schtefko meint, dass alles in solchen Fällen von Umständen sowie von Menschen abhänge – nicht nur von dem Soldaten selbst, sondern von dem Kompaniechef, dem Bataillonskommandeur, da sie Verantwortung für ihn übernehmen. Aber wenn sie einen Menschen persönlich kennen, so Wassyl weiter, ihm vertrauen, sehen, dass er motiviert ist und seine Arbeit erledigen kann - warum nicht?
Im Gesetz gebe es keinen Artikel, der Menschen mit Prothesen in der Armee zu dienen verbiete, sagt Wassyl. Es gebe einen Begriff „bedingt geeignet“, d.h. ein Mensch darf dienen, aber ohne Belastung.
Der Bataillonskommandeur sah, dass ich das Auto fahre, keine Angst vor der Arbeit habe. Muss man um 02:00, 03:00 Uhr aufstehen und fahren, ich mache das also. Alle wundern sich, dass ich Lastwagen fahre. Sie fragten, ob es für mich schwierig sei, aufs Gas zu drücken. Ich erklärte ihnen, dass Prothesen wie eigene Beine seien. Du lernst mit der Zeit sie zu lenken. Es sei denn, dass ich meine Füße wie auf richtigen Beinen nicht mehr bewegen kann. Aber alles funktioniert gut. Zumal gibt es verschiedene Prothesen - es gibt gewöhnliche, aber es gibt teure, funktionalere Prothesen. Man bot mir diese an, aber warum sollte ich meinen Staat ausrauben? Meine Prothesen kosten 4.000 Hrywnja und sie passen mir gut. Warum werde ich das Geld des Staates ausgeben und eine Prothese nehmen, dass nur eine knapp 100.000 kostet, überlegt der Mann.
DU MUSST KEIN MITLEID AN DICH VERLANGEN
Eine weitere Meinung von Wassyl Schtefko interessiert mich. Es geht um sein Leben mit Prothesen. Nach einem halben Jahr des Krieges gibt es bei uns sehr viele verkrüppelte Jungs. Für viele ist das ein psychologisches Trauma, das schwer zu bewältigen ist. Deshalb frage ich Herrn Wassyl, was würde er diesen Leuten raten.
- Wissen Sie, vor diesem großen Krieg kannte ich solche Leute. Traumen werden verschieden wahrgenommen. Dies hängt vom Charakter ab, wie man eingestellt ist, von der Lebenssituation, in der sich der Mensch befindet, von Unterstützung der Angehörigen,
Einmal war ich im Sanatorium zusammen mit solchen Menschen auf Prothesen, wie ich. Unter ihnen war ein Armeeangehöriger, der in Kämpfen beide Beine verloren hat. Er bewegte sich im Rollstuhl. Einmal am Morgen erzählt man irgendwelche Geschichten, man lacht, scherzt. Plötzlich schrie er: Haltet Maul, Ihr stört mich einzuschlafen! Wir hatten Verständnis für ihn. Ab und zu half ich ihm, wie etwa mit Rollstuhl in das oder aus dem Zimmer. Einmal sah er meine Prothesen. „Ich verstehe nicht, haben Sie auch keine Beine?“. Ich sagte ihm damals, dass er dass nächste Mal denken müsse, bevor auf Leute zu schimpfen. Ich sagte ihm auch, dass er sich als Helden nicht vorstellen müsse. Werde er sich so weiter benehmen, bleibe er allein – böse auf die ganze Welt. Du kannst doch für dich selbst sorgen. Und du solltest es nicht für dich tun lassen. Weder deiner Frau noch deiner Kindern noch deinen Eltern. Sie müssen ihr eigenes Leben haben und du musst keine Last für sie sein. Nimm dich selbst in die Hand!
Ich sagte dasselbe auch einem anderen Mann. Und er antwortete: „Und was? Ich bekomme gutes Geld. Meine Frau kann davon leben!“. So was verstehe ich nicht. Brauchst du ein Hausmädchen, dann vermiete es! Warum muss sich deine Ehefrau quälen, die dich liebt? so Wassyl Schtefko.
Übrigens ist er zum zweiten Mal verheiratet. Er verheiratete mit einer zweiten Frau, als er bereits seine Beine verloren hat. Sie haben eine Tochter Sofijka. Er habe seine Frau wie den Kriegskommissar nicht betrogen,
ICH SAGE JUNGEN, DASS SIE KEINE ANGST VOR DER ARMEE HABEN MÜSSEN
Jetzt ist Wassyl Schtefko tief im Hinterland. Es ist schwierig für ihn. Wegen der Gegenoffensive sterben viele Jungen aus ihrem Bataillon. Er kannte sie.
Sie haben vorgerückt. Aber wegen Verluste werden diese Nachrichten
nicht freudig hingenommen. Es gibt bei uns viele Verletzte, Tote. Ich weiß, dass sie viele Raschisten auch getötet haben. Die Jungs haben Videos an mich geschickt: sie haben auf von Russen gut gerichtete Stellungen gestoßen. Solche Jungs, etwa 2 Meter von Wuchs, in voller Ausrüstung. Es gab heftige Kämpfe. Unsere Jungs sind stolz darauf, dass sie gesiegt, die Stellungen befreit haben. Ich freue mich ihretwegen. Aber wegen des Todes meiner Waffenbrüder bin ich sehr traurig. Sie sind doch so jung, sie sollten leben. Nehmen wir unseren Serhij an, er war so stark, ein starker Kerl. Er besuchte mich, wenn ich in Saporishshja war, sein Auto zu reparieren… Er ist in diesem Auto ums Leben gekommen…, sagt Herr Wassyl mit blutendem Herzen.
Im Hinterland arbeitet Wassyl Schtefko auch als Fahrer.
Er bringt Soldaten zum Übungsplatz, zum Punkt der Entsendung von Soldaten an die Front. Ab und zu bittet man mich, den Jungs etwas Motiviertes zu sagen. Sie sind alle Menschen, viele haben Angst vor dem Krieg. Und das ist normal. Nur der Narr hat keine Angst. Das ist doch der Krieg, ein schrecklicher Krieg! Wenn die Jungs mich sehen, sagen viele von ihnen: ich habe über Sie gelesen, ich habe von Ihnen gehört. Ich versuche, sie zu beruhigen. Ich sage, es gibt keine Angst im Krieg. Es gibt eine Aufgabe. Man muss sie erfüllen. Hast du Angst, kannst die sie nicht erfüllen. Man muss auch nicht zu sehr nach vorne versuchen, sonst stirbst du. Du musst einfach deine Aufgabe erfüllen. Man muss aber keine Angst haben. Wir alle sind sterblich. Niemand weiß, wo der Tod auf dich wartet. Aber jetzt ist die Zeit gekommen, dass wir unsere Heimat verteidigen müssen. Sonst wird es uns nicht geben, der Feind vernichtet uns. Und zurzeit zur Armee zu gehen, ist sogar keine Pflicht, sondern die Ehre für Männer.
Tetjana Kohutytsch, Ushgorod
Foto: Serhij Hudak
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