Oleksij Resnikow, Verteidigungsminister der Ukraine
Wir haben Mittel, um den russischen Angriff abzuwehren
Als beim Treffen der Verteidigungsminister im Nato-Hauptquartier bereits alle Programmpunkte ausgeschöpft waren, fand der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow am Rande des 9. Ramstein-Treffens, das unter der Schirmherrschaft der Vereinigten Staaten am 14. Februar in Brüssel stattfand, genau fünf Minuten in seiner äußerst dichten Tagesordnung, um Ukrinform über die Ergebnisse der Konferenz zur Verteidigung der Ukraine und über seine Eindrücke von Gesprächen mit Partnern zu berichten.
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Gespräch mit Ukrinform genommen haben. Fangen wir mit dem Wichtigsten an – ist es gelungen, heute (gestern – Red.) während des Ramstein-Treffens Klarheit über die Lieferfristen für Ausrüstung und über die grundsätzliche Möglichkeit der Lieferung von Flugzeugen an die Ukraine zu schaffen?
Bezüglich der Technik haben wir die Fristen gehört. Alle Möglichkeiten für ihre Lieferung an die Ukraine sind in erster Linie an die Schulungszeit gebunden. Das heißt, die Geräte können nicht einfach so kommen. Unsere Besatzungen – egal ob für Artillerie, Panzer, Bradley, Mastiff oder Stryker – müssen vorbereitet sein. Und das nicht nur als einfach eine Besatzung an sich selbst, sondern im Zusammenspiel, als Teil einer ganzen Einheit, zum Beispiel eines Panzerbataillons und so weiter. Denn ihre Aufgabe ist es, die vom ukrainischen Generalstab geplante Aufgabe zu erfüllen. Und diese Aufgabe richtet sich in erster Linie auf die De-Okkupation der vorläufig besetzten Gebiete der Ukraine. Es braucht Zeit. Wir sprechen von mehreren Monaten, in denen wir vollständig bereit sein werden. Und weiter werden schon gemäß der Entscheidung des Generalstabs diese oder andere Ereignisse erfolgen.
Was die Luftwaffenplattformen betrifft, so geht die Diskussion weiter, sie war, ist und wird sein. Heute (gestern – Red.) habe ich mehr als ein bilaterales Treffen, und morgen (heute – Red.) finden auch viele Treffen auf den Feldern von Ramstein statt, wir werden mit den Verteidigungsministern der einzelnen Nato-Staaten sprechen. Aber wie wird die wichtigste Luftfahrtplattform sein, wird die Zeit zeigen.
Zurück zur Gegenwart, wird die Nato es schaffen, uns genügend Munition zu liefern, um die russische Offensive abzuwehren, die bereits begonnen zu haben scheint?
Wir, wie man es sagt, sitzen nicht herum und tun nichts. Wir haben die Lieferung von Munition aus Nato-Staaten als militärisch-technische Hilfe längst organisiert und Verträge für das Jahr 2023 abgeschlossen, um eine systematische Versorgung sicherzustellen. Daher gibt es Lieferungen und es wird Lieferungen geben. Im Krieg fehlt immer etwas. Aber zu sagen, dass die Situation kritisch ist und wir nicht genug (Munition - Red.) haben werden, um das Pack zu verdrängen, kann man nicht. Wir sind bereit, den Vorstoß abzuwehren. Aber je mehr Munition wir haben, desto besser, und das wissen unsere Partner. Darüber haben wir auch heute (gestern – Red.) beim Treffen in Ramstein gesprochen.
Wurde die Frage der Einrichtung einer Munitionsproduktion auf dem Territorium der Ukraine besprochen?
Sie klingt als Notwendigkeit, die Produktion in jedem der Partnerländer aufzunehmen. Es (dieses Thema - Red.) klingt, es scheint, seit dem zweiten oder dritten Ramstein. Wir haben gesagt, dass wir bereit sind, dass unsere Industrie – sowohl private als auch staatliche, gemeinsam, und partnerschaftlich – bereit ist, dies zu tun. Das ist also für uns keine Neuigkeit mehr, es ist bereits Diskussionsstand einiger Einzelprojekte.
Wie viel Zeit brauchen wir noch, um ein integriertes Luftverteidigungssystem auszubauen?
Oh ... Wie viel Zeit, ich werde Ihnen wahrscheinlich keine so genaue Antwort geben. Weil es (das Luftverteidigungssystem - Red.) ständig wächst und unsere Partner davon wissen. Ihre Reden waren ein Refrain zu meiner Rede, dass dies die Priorität Nummer Eins ist. Wir haben heute (gestern – Red.) weiter darüber gesprochen, und einige Länder werden Entscheidungen zur Stärkung unserer Luft- und Raketenabwehr verkünden.
Ich möchte ihnen tüchtig zusprechen, dass sie es selbst öffentlich gesagt haben. Es gab bereits sehr gute Nachrichten für die Ukraine. Diese Unterstützung und dieses Netzwerk werden wachsen. Damit wird es möglich, den Himmel über vielen Städten zu schließen. Aber nach und nach.
Man sollte nicht vergessen, dass die Radargeräte, die wir bekommen sollen, auch nicht heute, nicht morgen, sondern im Laufe des Frühlings kommen werden. Im Großen und Ganzen ist der Frühling, einschließlich Mai, die Zeit, in der wir schon mehr oder weniger stabil verstehen können, wie wir sowohl gegen iranische Drohnen als auch gegen feindliche Marschflugkörper oder ballistische Raketen kämpfen. Aber Sie sehen schon, dass unsere Luftwaffe schon recht effizient operieren.
Haben Sie die Unterstützung der Kyjiwer Sicherheitsinitiative von den Partnern gespürt?
Die Kyjiwer Sicherheitsinitiative ist ihnen bekannt. Aber das ist eine etwas höhere politische Ebene. Wir werden darüber beim Treffen mit Herrn Jens Stoltenberg sprechen, heute (gestern – Red.) findet das Ministertreffen der Nato-Staaten statt.
Aber jetzt, bei Ramstein, haben wir nicht über politische, sondern mehr über so praktische Dinge gesprochen: Waffen, Munitionsproduktion, systematische Lieferungen, Ausbildung unseres Militärs und Vorbereitung auf die Befreiung unserer besetzten Gebiete.
Die letzte Frage ist etwas überraschend. Welche Art von Frieden für die Ukraine suchte der ungarische Minister Szijjarto in Minsk?
Das ist auch für mich eine interessante Frage. Es gibt einen Eindruck, dass, wenn die Anti-Kreml-Allianz wächst, und heute (gestern – Red.) waren 54 Länder an diesem Tisch (von Ramstein – Red.) vertreten, versuchen gleichzeitig einige kleine Leute um den Kreml herum, sich einen Vorteil zu verschaffen. Leider haben sie eine Art Parallelwelt.
Danke, Herr Minister.
Dmytro Schkurko, Brüssel
Foto: NATO