Wann baut die Ukraine endlich eine eigene Fensterglas-Produktion auf?

Wann baut die Ukraine endlich eine eigene Fensterglas-Produktion auf?

Ukrinform Nachrichten
Der nationale Fensterglasbedarf beträgt 27 Mio. m². Aber wie sollen wir ihn decken, wenn wir keine eigenen Produktionsanlagen haben, obwohl die Rohstoffe vorhanden sind?

Experten schätzen, dass für den Wiederaufbau der Ukraine nach dem Krieg zwischen 65 und 100 Mrd. US-Dollar für den Kauf von Baumaterialien erforderlich sind. Und zumindest die Grundmaterialien wie Zement, Beton- und Stahlkonstruktionen, Ziegel, Dachelemente und Fensterglas selbst herzustellen, ist uns sehr wichtig. Verschiedene Schätzungen gehen davon aus, dass die Ukraine in den ersten Nachkriegsjahren in der Lage sein wird, 80 bis 90 % ihres Bedarfs an Baustoffen selbst zu decken, trotz der durch die russische Aggression verloren gegangenen Kapazitäten der Bauindustrie. Probleme gibt es jedoch bei Stahlkonstruktionen (Zerstörung wichtiger Produktionsstätten im Osten des Landes), bei Dachbaustoffen (hohe Importabhängigkeit von China) oder z.B. bei Zement, wo nur die Hälfte des erwarteten „Wiederaufbaubedarfs“ produziert wird. Noch schlimmer ist die Situation bei Fensterglas, das in der Ukraine überhaupt nicht hergestellt wird und bei dem jeder feindliche Beschuss zu immer größeren Verlusten führt.

DER STATUS QUO HEUTE: UNSERE HÄUSER MIT „FREMDEN“ FENSTERN

Das gesamte teilvorgespannte Glas (oder Floatglas) für moderne Isolierglasfenster wird seit fast zehn Jahren in die Ukraine importiert. Vor dem großen Krieg stammten 75 % aus den Aggressorstaaten Russland und Weißrussland. Nach Angaben des staatlichen Zolldienstes wurden 2021 in die Ukraine fast 340.000 Tonnen Floatglas im Wert von über 4 Mrd. UAH (über 150 Mio. US-Dollar zum damaligen Wechselkurs) eingeführt. Etwa 150.000 Tonnen kamen aus Russland, bis zu 100.000 Tonnen aus Weißrussland. Im letzten Jahr vor dem Krieg verdiente Russland allein mit dem Verkauf dieses Glases an die Ukraine rund 70 Mio. US-Dollar!

Im Jahr 2022 wurden die Lieferungen aus der Russischen Föderation gestoppt. Aus einigen Quellen geht jedoch hervor, dass die Ukraine immer noch 20 bis 25 % ihres Fensterglases aus dem benachbarten Weißrussland bezieht, und zwar vor allem über Zwischenhändler, wobei die Waren als Lieferungen von europäischen oder türkischen Herstellern einträgt werden.

Die einzige Produktionsstätte für Floatglas (gegossenes, poliertes Glas) unseres Landes in Lyssytschansk wurde 2015 geschlossen. Analysten zufolge wurde es absichtlich in die Insolvenz getrieben. Das Unternehmen wurde wegen hoher Gasschulden geschlossen.

Bemerkenswert ist, dass es Ende der 2010er Jahre Pläne für den Bau einer großen modernen Glasfabrik in Borodjanka in der Oblast Kyjiw mit einem Investitionsvolumen von 300 Mio. US-Dollar gab. Doch es kam anders.

Der Status quo ist also enttäuschend: Die Ukraine stellt selbst nur geringe Mengen an Glas her, und das auch noch mit Technologien, die aus dem 19. Jahrhundert stammen (durch Glasziehen und -schleifen). Und solche Produkte können nach den technischen Standards der EU, zu deren Übernahme sich das Land verpflichtet hat, im modernen Bauwesen nicht verwendet werden.

Gleichzeitig hat die Umstellung der Ukraine auf den Import von Flachglas aus Europa zu einem Anstieg der Nachfrage auf dem lokalen Markt geführt: Die Erzeugerpreise sind gestiegen. Dies und die gestiegenen Transportkosten haben die Glaspreise in der Ukraine bereits um 10–15 % steigen lassen. Und das ist noch nicht das Ende.  Mit dem Fortschreiten des Wiederaufbaus und dem Fehlen einer eigenen Floatglas-Produktion in der Ukraine wird der Druck auf den europäischen Markt nur noch größer werden. Wir werden also noch mehr für importierte Rohstoffen bezahlen müssen.

Experten schätzen den jährlichen Bedarf des Landes auf 27 Mio. Quadratmeter Fensterglas. Das entspricht einem Wert von 165 Mio. US-Dollar (zu heutigen Preisen). Wir haben alles, was wir brauchen, um selbst mitten im Krieg eine eigene Produktion aufzubauen, sagen die Analysten. Das Einzige, was fehlt, ist Geld: Für die Wiederbelebung der Industrie sind Investitionen in Höhe von Hunderten Millionen oder sogar Milliarden Dollar erforderlich.

Die einzige Produktionsstätte für Floatglas (gegossenes, poliertes Glas) unseres Landes in Lyssytschansk wurde 2015 geschlossen. Analysten zufolge wurde es absichtlich in die Insolvenz getrieben. Das Unternehmen wurde wegen hoher Gasschulden geschlossen.

Bemerkenswert ist, dass es Ende der 2010er Jahre Pläne für den Bau einer großen modernen Glasfabrik in Borodjanka in der Oblast Kyjiw mit einem Investitionsvolumen von 300 Mio. US-Dollar gab. Doch es kam anders.

Der Status quo ist also enttäuschend: Die Ukraine stellt selbst nur geringe Mengen an Glas her, und das auch noch mit Technologien, die aus dem 19. Jahrhundert stammen (durch Glasziehen und -schleifen). Und solche Produkte können nach den technischen Standards der EU, zu deren Übernahme sich das Land verpflichtet hat, im modernen Bauwesen nicht verwendet werden.

Gleichzeitig hat die Umstellung der Ukraine auf den Import von Flachglas aus Europa zu einem Anstieg der Nachfrage auf dem lokalen Markt geführt: Die Erzeugerpreise sind gestiegen. Dies und die gestiegenen Transportkosten haben die Glaspreise in der Ukraine bereits um 10–15 % steigen lassen. Und das ist noch nicht das Ende.  Mit dem Fortschreiten des Wiederaufbaus und dem Fehlen einer eigenen Floatglas-Produktion in der Ukraine wird der Druck auf den europäischen Markt nur noch größer werden. Wir werden also noch mehr für importierte Rohstoffen bezahlen müssen.

Experten schätzen den jährlichen Bedarf des Landes auf 27 Mio. Quadratmeter Fensterglas. Das entspricht einem Wert von 165 Mio. US-Dollar (zu heutigen Preisen). Wir haben alles, was wir brauchen, um selbst mitten im Krieg eine eigene Produktion aufzubauen, sagen die Analysten. Das Einzige, was fehlt, ist Geld: Für die Wiederbelebung der Industrie sind Investitionen in Höhe von Hunderten Millionen oder sogar Milliarden Dollar erforderlich.

UKRAINISCHES FENSTERGLAS: ROHSTOFFBEWERTUNG UND FINANZIELLE MÖGLICHKEITEN

Die Ukraine verfügt über beträchtliche inländische Rohstoffressourcen, um Floatglas herstellen zu können. Insbesondere Quarzsand und Quarz sind in großen Mengen vorhanden. Darüber hinaus ist unser Land das zweitgrößte in Osteuropa, was die nachgewiesenen Vorräte an Glasrohstoffen betrifft, mit bis zu hundert Vorkommen. Experten gehen davon aus, dass die Vorräte für mehr als ein Jahrhundert ausreichen. Vor dem großen Krieg wurden jedoch nur 2 % des jährlich geförderten Sandes für den Eigenbedarf verwendet, für die bereits erwähnte veraltete Flachglasfertigung und für die Fabrikation von Glasbehältern, Geschirr, Christbaumschmuck usw. Der Rest war für den Export bestimmt, vor allem nach Russland und Weißrussland. Die gleiche Statistik für 2021 zeigt: 67 % aller ukrainischen Sandexporte gingen nach Russland und weitere 23 % nach Weißrussland. Wir versorgen sie mit billigen Rohstoffen, und sie versorgen uns mit Produkten, die einen hohen Mehrwert haben.

Die ukrainische Wirtschaft ist bereit, inländische Wertschöpfung aufzubauen. Die Absicht, in die Fensterglas-Produktion zu investieren, haben bereits mehrere Unternehmen bekundet. Es gibt sogar schon umsetzungsreife Projekte. Fehlende finanzielle Mittel sind das einzige Problem. Dieses Geschäft ist zu teuer. Auf dem diesjährigen Kyiv Investment Day Forum erläuterte Ihor Liski, Aufsichtsratsvorsitzender der EFI Group, das Problem: „Wir haben ein sehr wichtiges Projekt zur Glasproduktion angefangen. Es hat sich herausgestellt, dass wir 220 bis 250 Mio. Euro benötigen, um unsere Produktion aufzubauen. Und selbst wenn das Projekt in Zusammenarbeit mit europäischen Firmen, die Technologie und Ausrüstung liefern, richtig aufgebaut wird, ist uns klar, dass ein großes Hindernis der Mangel an Projektfinanzierung in der Ukraine ist. Unsere Investorengruppe ist zu Investitionen in Höhe von 70 bis 80 Mio. Euro aus eigenen Mitteln in die Produktion bereit. Die Beschaffung der restlichen Mittel ist ein Problem, da die Banken bei der Vergabe von Krediten für solch teure und komplexe Projekte zurückhaltend sind.

Die unsichere Gasversorgung ist ein weiteres Hindernis, das potenzielle Investoren abschrecken könnte. Immerhin macht Erdgas mehr als 50 % der Glaskosten aus.

Dennoch sind einige Experten recht optimistisch. Die Chancen, dass strategische Investoren in diese unbesetzte Nische einsteigen, stehen gut. Dazu gehören große spezialisierte amerikanische und japanische Unternehmen, die sich vom russischen Markt zurückgezogen haben, nachdem Putin die Ukraine angegriffen hat. Aber sie werden zu uns kommen. Natürlich erst, wenn der Krieg vorbei ist. Bis die Produktion in vollem Umfang anläuft, werden also noch einige Jahre vergehen. Und in dieser Zeit wird die Ukraine entweder auf die Erhöhung der Importe von Fertigglas aus Europa, der Türkei und Aserbaidschan oder auf die finanzielle Unterstützung der Initiativen der einheimischen Unternehmen angewiesen sein.

„Für den Wiederaufbau der Ukraine benötigen wir Bauprodukte im Wert von mindestens 65 Mrd. US-Dollar. Das bedeutet 100.000 zusätzliche Arbeitsplätze und mehr als 1.5 Mrd. US-Dollar an Steuern und Abgaben. Und das ist die Wertschöpfung in Höhe von 16 Mrd. US-Dollar, die hier in der Ukraine für die Entwicklung unserer Wirtschaft im Einsatz sein wird. Ich würde es sehr begrüßen, wenn all diese Baumaterialien für den Wiederaufbau in unserem Land hergestellt würden“, resümierte Olena Schuljak, Vorsitzende des Ausschusses für die Organisation der staatlichen Gewalt, Kommunalverwaltung, Regionalentwicklung und Städtebau der Werchowna Rada, in der Ukrinform-Sendung „Samochwalow fragt“.

Wladyslaw Obuch, Kyjiw


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