Kyjiw statt Kiew: Deutsche Medien beginnen mit Umstellung auf richtige Schreibweise der Hauptstadt der Ukraine
So langsam beginnen die deutschen Internetzeitungen mit der korrekten Schreibweise der Hauptstadt der Ukraine – Kyjiw, nicht Kiew.
Darauf hat Ukrinform reagiert.
Das erste einflussreiche Massenmedium war die Wochenzeitung Die Zeit, die am Vortag eine Kolumne veröffentlichte, in der sie erläutert, warum sie sich entschied, die russische Schreibweise aufzugeben.
„Liebe Leserinnen und liebe Leser, ab heute ändert sich etwas in dieser Zeitung. Es ist nicht viel, könnte man meinen, drei Buchstaben. Und doch bedeutet es eine riesige Umstellung. Wir schreiben statt Kiew jetzt Kyjiw, wenn wir die ukrainische Hauptstadt meinen... Zudem könnte man eine Umstellung als Solidaritätsbekundung, eine Parteilichkeit mit der Ukraine auffassen, was uns Journalisten nicht gut ansteht. Aber mit jedem weiteren Tag, den der russische Angriffskrieg andauert und mit dem die Ukraine sich gegen die Vernichtung ihrer Souveränität und Kultur und nicht zuletzt auch gegen die Auslöschung ihrer Sprache wehren muss, verlieren diese Argumente an Stichhaltigkeit“, steht im Artikel.
Der Autor erinnert daran, dass die Herrscher in Moskau in den letzten 200 Jahren, lange vor Putin, die Sprache gezielt zur Unterdrückung der ukrainischen Kultur und Identität eingesetzt haben. Der heutige russische Angriffskrieg sei auch ein Krieg gegen die Sprache, heißt es in dem Artikel.
„Der russische Präsident Wladimir Putin verbreitete kurz vor dem Überfall auf die Ukraine die Thesen, die Ukrainer seien kein eigenständiges Volk und eine ukrainische Sprache existiere nicht. Seit Kriegsbeginn lässt er in besetzten Gebieten ukrainische Museen zerstören. Ukrainische Lehrbücher werden gegen russische ausgetauscht. Ukrainische Kinder werden mit der russischen Geschichtsschreibung indoktriniert. Lehrer, die zu Beginn der Besatzung versuchten, Schulen im Untergrund zu organisieren, wurden bedroht oder gar eingesperrt. Russland entführt zudem systematisch ukrainische Kinder und zwingt ihnen eine neue, russische Identität auf. Sie dürfen nicht mehr Ukrainisch sprechen. Einige, denen die Flucht gelang, erzählen, dass sie geschlagen wurden, weil sie die russische Nationalhymne nicht singen wollten. Der Internationale Strafgerichtshof hat wegen dieser Verschleppungen einen Haftbefehl gegen Putin erlassen“, schreibt der Autor.
Wenige Stunden später berichtete auch das Magazin Der SPIEGEL darüber.
Der SPIEGEL wiederum erinnert daran, dass die Ukraine seit mindestens 1995 auf internationaler Ebene auf korrekte Transliteration hinweist.
„In der Ukraine hat der SPIEGEL schon nach der Krim-Annexion 2014 begonnen, die Ortsnamen im Land fast ausschließlich auf Ukrainisch statt Russisch zu transkribieren: Charkiw statt Charkow, Tschernihiw statt Tschernigow. Für die Hauptstadt behielten wir bisher eine Ausnahme bei – weil Kiew im Deutschen derart etabliert war. Im englischsprachigen Raum begannen allerdings damals schon so gut wie alle Medien, Kyiv statt Kiev zu schreiben“, heißt es im Artikel.
Es sei anzumerken, dass das deutsche Auswärtige Amt erst in diesem Jahr auf das Schreiben von Kyjiw umgestellt hatte.